Spaniens Anleiherenditen überspringen kritische Marke

Mariano Rajoy
Mariano Rajoy AP
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Die EZB hat Maßnahmen zur Euro-Rettung auf später verschoben. Das lässt die Renditen für spanische und italienische Anleihen gefährlich steigen. Einen Hilfsantrag bei der EU schließt Madrid nicht mehr kategorisch aus.

Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy musste am Freitag wieder einmal Alarm schlagen: Es sei für Spanien derzeit sehr schwierig, sich zu refinanzieren. "Das größte Problem für unser Land ist, dass viele Schulden ausstehen und wir dieses Geld zurückzahlen müssen." Derzeit sei es aber "sehr schwierig", Kreditgeber zu finden. Entspannung ist weiterhin nicht in Sicht: Renditen für zehnjährige spanische Staatsanleihen stiegen am Sekundärmarkt deutlich: Betrugen sie Donnerstagfrüh noch 6,7 Prozent, liegen sie jetzt bei 7,4 Prozent. Bei Renditen von über sieben Prozent schrillen die Alarmglocken: Bleibt das Niveau länger so hoch, kann sich ein Land kaum noch am Markt finanzieren.

Spanien sagt nicht mehr Nein

Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplanten Schritte zum Kampf gegen die Schuldenkrise wolle er "prüfen", sagte Rajoy. Danach wolle er "die beste Entscheidung im Interesse der Spanier" treffen, sagte er mit Blick auf ein mögliches Hilfegesuch. Dieses schließt er nicht mehr grundsätzlich aus. "Ich habe noch keine Entscheidung getroffen", so Rajoy.

Er räumte ein, dass die Spanier in der Vergangenheit zu sehr auf Pump gelebt hätten. Die spanischen Auslandsschulden beliefen sich auf 900 Milliarden Euro: "Da wird es schwer, neue Kredite zu bekommen und bestehende Schulden zu refinanzieren", sagte er. "Wenn wir Anleihen aufnehmen wollen, müssen wir hohe Zinsen zahlen."

EZB-Chef Mario Draghi hatte am Donnerstag einen neuerlichen Ankauf von Anleihen kriselnder Euro-Staaten nicht ausgeschlossen. Davon könnte auch Spanien profitieren. Vergangene Woche hatte Draghi erklärt, die EZB sei "bereit, alles Notwendige zum Erhalt des Euro zu tun". Im Sog Spaniens sind übrigens auch die italienische Anleihenrenditen wieder stark gestiegen - sie erhöhten sich innerhalb von nur 24 Stunden von 5,9 auf 6,4 Prozent.

Grund für den starken Anstieg ist wohl die EZB-Zinssitzung vom Donnerstag: Die Euro-Notenbanker konnten sich offenbar nicht auf eine gemeinsame Antikrisenstrategie einigen und vertagten eine Entscheidung auf später. Die Zentralbank signalisiert zwar nach wie vor ihre Bereitschaft zum Ankauf von Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten, sieht zunächst aber die Politik in der Pflicht. Die Märkte haben sich wohl mehr erwartet und reagierten dementsprechend enttäuscht (mehr dazu ...).

(APA/Red.)

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