Ab Dezember sparen sich Bahnreisende auf der Tullnerfeld-Strecke zwischen St. Pölten und Wien eine Viertelstunde Reisezeit. Die wichtigsten Eckdaten um den Verkehr auf der neuen Trasse sind inzwischen entschieden.
St. pölten/Wien. Am meisten freuen dürfen sich Pendler zwischen St. Pölten und Wien: Die niederösterreichische Landeshauptstadt rückt mit dem Fahrplanwechsel am 9.Dezember deutlich näher an die Bundeshauptstadt: Nur noch 27Minuten soll die Fahrt vom St. Pöltner Hauptbahnhof zum Wiener Westbahnhof (ab 2014 zum Hauptbahnhof) dann dauern – derzeit brauchen auch die schnellsten Verbindungen, die „Railjet“-Züge der ÖBB für dieselbe Strecke 40 Minuten.
Angenehm für Pendler aus der Landeshauptstadt ist auch eine aktuell bekannt gewordene Übergangsregelung: Wie „Die Presse“ vom Verkehrsverbund Ostregion (VOR) erfahren hat, sollen Jahreskarten, die für die bestehende Verbindung zwischen St.Pölten und Wien ausgestellt worden sind, ab Dezember auch für jene (schnelleren) Züge gelten, die auf der neuen Trasse verkehren.
Das ist deswegen keine Selbstverständlichkeit, weil die Jahreskarten im VOR für bestimmte Tarifzonen ausgestellt werden – streng genommen könnte ein Jahreskarteninhaber, der derzeit die fünf Zonen der Wienerwald-Strecke innehat, also nicht auf der neueren Strecke fahren, die durch andere Zonen verläuft.
Relevant ist das für viele Pendler, denn die VOR-Tickets gelten sowohl für alle ÖBB-Züge in der Region als auch für jene der teilprivaten Westbahn, die ausschließlich die neue Trasse nutzen wird.
Zwischen ÖBB, Westbahn und dem Land Niederösterreich hat es in den vergangenen Monaten übrigens enge Verhandlungen um die neue Trasse gegeben. Konkret ging es darum, wie viele Züge in dem neu erbauten Bahnhof Tullnerfeld halten werden: Niederösterreich war nämlich besonders darauf bedacht, diesen Bahnhof, der weit abseits jeder Siedlung auf freiem Feld steht, als Pendlerbahnhof zu etablieren – und damit das Tullnerfeld als Wohnregion zu stärken.
Skurriler Bahnhofsdeal
Was gelungen ist: Als Ergebnis der Verhandlungen präsentierten Land, Bund und ÖBB vor Kurzem die Lösung, dass auf dem 25 Millionen Euro teuren Bahnhof künftig 42 Züge pro Tag halten werden. Allerdings mit einer skurrilen Neuaufteilung: Die Westbahn wird 15-mal täglich vom Tullnerfeld nach Wien fahren – dort jedoch nicht in der Gegenrichtung stehen bleiben. Im Gegensatz dazu bedienen die ÖBB den Bahnhof auch mit Intercity-Zügen – jedoch nur für Reisende in Richtung St. Pölten.
Die 1,6 Millionen Euro teure Errichtung der 44 Kilometer langen Tullnerfeld-Trasse, mit deren Planung 1990 begonnen wurde, war vor allem notwendig geworden, weil die Kapazität der bisherigen Westbahnstrecke nach St. Pölten durch den Wienerwald erschöpft war.
Die alte „Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ verlief vergleichsweise steil und über viele Kurven, sodass diese meistbefahrene Bahnverbindung Österreichs das stetig steigende Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen konnte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2012)