Organspendenskandal: "Wird vielen das Leben kosten"

Organspendenskandal Wird vielen Leben
Organspendenskandal Wird vielen Leben(c) EPA (JULIAN STRATENSCHULTE)
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In Göttingen und Regensburg sollen Ärzte Daten manipuliert haben, um ihre Patienten zu bevorzugen. Der Patientenbeauftragte fürchtet, dass es viele Opfer geben wird.

Der Patientenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Wolfgang Zöller, befürchtet, dass der Transplantationsskandal an den Unikliniken in Regensburg und Göttingen viele Opfer fordern wird. "Was hier gemacht wurde, wird in Zukunft viele Menschen leider das Leben kosten", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der "WAZ"-Gruppe (Montag) mit Blick auf eine nachlassende Organspendebereitschaft in der Bevölkerung.

Gerade jetzt, da man mit dem Transplantationsgesetz Vertrauen wecken wolle, komme dieser Fall auf. "Es wird garantiert Monate, wenn nicht Jahre dauern, um das Vertrauen in die Organspende wiederherzustellen."

Der Hintergrund: In Göttingen und am Uniklinikum Regensburg wurden offenbar in großem Stil Daten manipuliert, um ausgewählten Patienten gegen Geld Spenderlebern zu verschaffen. Der in Göttingen unter Tatverdacht stehende Transplantationschirurg war von 2003 bis 2008 leitender Oberarzt in Regensburg. An der Universitätsklinik Göttingen soll er in mehr als 20 Fällen Patienten durch Datenmanipulationen Spenderlebern verschafft haben. Gegen ihn wird wegen Bestechlichkeit und Tötungsdelikten ermittelt.

Bahr schließt Gesetzesänderungen nicht aus

Angesichts des Skandals schließt der deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) weitergehende Gesetzesänderungen nicht aus. "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass Lücken im Gesetz die Manipulationen in Regensburg und Göttingen erleichtert oder begünstigt haben, müssen wir handeln", sagte Bahr den "Ruhr Nachrichten" (Montagsausgabe). Die neue Rechtslage garantiere bereits mehr Transparenz. Dadurch sei es jetzt möglich, die Überwachungsmaßnahmen durch mehr Kontrollen zu verschärfen und Rechtsverstöße einzelner Ärzte zu verfolgen, meinte Bahr.

Der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) warnte vor einer übereilten Strafverschärfung. Bevor darüber oder über eine neuerliche Änderung des Transplantationsgesetzes nachgedacht wird, will Heubisch zunächst die Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft und des Regensburger Uniklinikums abwarten. "Jetzt drastische Maßnahmen zu fordern, fällt leicht", sagte Heubischs Sprecher. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn hatte am Freitag harte Strafen verlangt und eine Gesetzesänderung ins Gespräch gebracht.

Anfang der Woche will Heubisch die Transplantationszentren der bayerischen Universitätskliniken zu einem Gespräch einladen, um auszuloten, wie Missbrauch künftig besser verhindert werden kann.

(APA/dpa/Reuters)

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