Die Polizei nimmt Radfahrer stärker ins Visier. Und klagt über fehlende Verkehrsdisziplin.
Salzburg. Das Bild aus einer Rotlichtkamera im Salzburger Stadtteil Maxglan hat selbst erfahrene Polizisten schockiert: Eine Frau missachtet die rote Ampel und fährt mit ihrem Fahrrad gegen eine Einbahn. Am Kindersitz ein Kleinkind, neben ihr ein weiteres Kind mit Fahrrad. Dahinter folgt schon die nächste Radlerin, die ebenfalls allen Verkehrsregeln zuwiderhandelt. Schwere Übertretungen der Straßenverkehrsordnung von Radfahrern wie diese beobachtet die Salzburger Polizei immer häufiger.
„Die Akzeptanz von Verkehrsregeln ist bei Radfahrern auf einem Tiefstand angelangt“, sagt Polizeisprecher Michael Rausch. Für die Polizei ist das ein Grund, warum die Zahl der Unfälle mit Radfahrern stark steigt. 2010 starben fünf Radfahrer im Bundesland Salzburg, 2011 waren es sieben. Heuer kamen schon sechs Radfahrer auf Salzburgs Straßen ums Leben, drei davon in der Stadt Salzburg. „Viele Radfahrer fühlen sich nicht als Teil des Systems Straßenverkehr, sondern glauben, außerhalb zu stehen“, heißt es bei der Polizei. Man fährt bei Rot über die Kreuzung, benützt mit hoher Geschwindigkeit den Gehweg, ist gegen die Einbahn unterwegs oder fährt alkoholisiert. Die Salzburger Radler – immerhin ist die Stadt mit einem Anteil von rund 20Prozent am Gesamtverkehr Radlerhauptstadt Österreichs – müssen künftig mit strengeren Kontrollen und Strafen rechnen. „Jeder Radfahrer kann in eine Schwerpunktkontrolle hineingeraten“, sagte Polizeisprecher Roland Loipold zur „Presse“. Im Bereich der Salzburger Innenstadt und in Hallein sind unter anderem Beamte auf Rädern unterwegs, um das Verkehrsgeschehen zu kontrollieren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2012)