Politik als Spaßbremse

Kommt ein Telefonierverbot für Radfahrer?

Der Weg in die Verbotsgesellschaft, Teil 997. Die Wiener ÖVP (wann wurde deren liberalem Flügerl eigentlich die letzte Feder gerupft?) macht mit einem sommerlichen Law-and-order-Japser schon wieder von sich reden. Momentan macht diese Kleinpartei offenbar alles richtig. Zuerst die nicht ganz unerfolgreiche Parkpickerl-Campaign, dann Radfahrer-Bashing, die Plakate eines sybillinisch blickenden Parteichefs und jetzt wieder Radfahrer-Bashing. Ja, ja das ärgert die Grünen, lässt den eigenen Ärger, nicht selbst in Michael Häupls Vorzimmer sitzen zu dürfen, leichter ertragen und sichert jedenfalls Aufmerksamkeit.

Aber zur Sache: Sollen Radfahrer während ihrer Fortbewegung telefonieren dürfen? Die eingangs erwähnte Partei sagt Nein. Und alle anderen stimmen zu. Alle? Nun gut, die Grünen halten sich, wie in diesem Zusammenhang gern formuliert wird, bedeckt. Grüner Widerstand sieht anders aus. So viel Harmonie ist in der Politik rar. Wer bitte wollte diesen Moment stören? Einer muss es ja tun. Weshalb ist Selbstverantwortung ein Fremdwort? Immerhin gefährden Radfahrer, die meinen, in einer Hand ihr Mobilgerät halten zu müssen, zu allerallererst sich selbst. Wann wird Radfahrern Zigarettenrauchen (nur eine Hand am Lenkrad!), allen Verkehrsteilnehmern überhaupt Sprechen (Konzentration!) verboten? Politik muss sich nicht nur als Spaßbremse verstehen. Da hört sich jeder Spaß auf.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2012)

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