Die USA wollen offenbar fünf hochrangige Taliban gegen einen US-Soldaten austauschen. Der Soldat befindet sich seit 2009 in der Gewalt der Taliban.
Die USA haben nach Angaben von Insidern den radikal-islamischen Taliban ein neues Angebot zum Austausch von Gefangenen unterbreitet. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Personen erfuhr, ist die Regierung von Präsident Barack Obama nun zu Zugeständnissen bei einem Tausch von fünf hochrangigen Taliban aus dem Militärgefängnis Guantanamo Bay gegen den US-Soldaten Bowe Bergdahl bereit.
Der heute 26-Jährige war 2009 von seinem Stützpunkt in Afghanistan verschwunden und soll sich in der Gewalt der Taliban in Pakistan befinden. Der politisch umstrittene Tausch soll der erste Schritt zu Friedensgesprächen in Afghanistan werden.
USA geben Taliban offenbar nach
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte erstmals im Dezember von den Plänen für einen Gefangenenaustausch berichtet. Ursprünglich sollten nur einige der Häftlinge von Guantanamo nach Katar überstellt werden. Nach der Freilassung von Bergdahl wären dann die übrigen gefolgt. Die Taliban kündigten im März jedoch den Abbruch der Gespräche an. Nun ist die Regierung in Washington nach Angaben der Insider bereit, sofort alle fünf Islamisten zu überstellen.
Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Marc Grossman, habe den Vorschlag im Juni mit Vertretern der Regierung von Katar besprochen. Dort halten sich eine Reihe von Taliban-Vertretern auf. Ob der Plan bereits vorher lanciert wurde, blieb zunächst unklar.
Weder das US-Präsidialamt noch die Familie Bergdahl nahmen zu den Angaben Stellung.
Riskanter politischer Vorstoß
Der Vorstoß wenige Monate vor der US-Wahl könnte politisch riskant sein. Bereits nach dem Bekanntwerden der ersten Verhandlungen war es zu massivem Widerstand im Kongress gekommen. Die fünf Taliban gelten als einige der gefährlichsten Insassen des Lagers auf Kuba. Darunter ist Mullah Mohammed Fazl, der ehemalige Vize-Verteidigungsminister der Taliban. Er wird für den Tod Tausender Schiiten verantwortlich gemacht.
Viele Abgeordnete befürchten, dass die Männer wieder zu den Waffen greifen könnten. Von den 600 ehemaligen Guantanamo-Häftlingen, die bisher in den arabischen Raum überstellt wurden, ist jeder vierte einer Kongress-Studie zufolge später "terroristisch aktiv" geworden oder wird entsprechender Taten verdächtigt.
(APA/Reuters)