Portugal drängt EZB zu sofortigen Anleihekäufen

Anibal Cavaco Silva
Anibal Cavaco SilvaAP
  • Drucken

Präsident Cavaco wird ungeduldig und stellt die Frage, warum die EZB die Anweisung von Draghi nicht schon umsetze. Portugal hängt am internationalen Finanztropf.

Der portugiesische Präsident Anibal Cavaco Silva hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgerufen, zur Stärkung der Euro-Zone so schnell wie möglich mit dem Kauf von Staatsanleihen der hoch verschuldeten Euro-Staaten Portugal und Irland zu beginnen. Er begrüße zwar, dass die EZB jüngst ihre Bereitschaft zum Anleihekauf bekräftigt habe, teilte Cavaco Silva am Donnerstag mit. "Aber warum setzt die EZB die Anweisung ihres Präsidenten (Mario Draghi, Anm.) bei den öffentlichen Schuldentiteln von Portugal und Irland denn nicht schon um?", fragte der 73-jährige Staatschef auf seiner Facebook-Seite.

Cavaco wies darauf hin, dass er schon vor Monaten aufgrund der "Notlage" eine weitgreifende Intervention der EZB auf den Anleihemärkten gefordert habe. Der Politiker der liberal-konservativen "Partei der Sozialdemokratie" (PSD) forderte, man dürfe denjenigen, die auf einen Zerfall der Euro-Zone setzten, keinen Spielraum geben. Zudem müssten die Mechanismen zur Unterstützung der Länder, die die größten Schwierigkeiten an den Finanzmärkten hätten, geklärt werden.

Portugal übertraf 2011 Sparziele

EZB-Chef Draghi hatte vergangene Woche die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihekäufe in Aussicht gestellt unter der Bedingung, dass die Regierungen der betroffenen Länder "ihren Verpflichtungen" nachkämen, also ihre Defizite reduzierten, Strukturreformen durchsetzten und einen Hilfsantrag stellten.

Portugal hängt bereits seit 2011 als drittes Euro-Land nach Griechenland und Irland am internationalen Finanztropf. Vergangenes Jahr konnte Lissabon mit einem Haushaltsdefizit von 4,2 Prozent sein Sparziel deutlich übertreffen. Das ärmste Land Westeuropas hatte sich nach einem Fehlbetrag von 9,1 Prozent 2010 als Gegenleistung für das 78-Milliarden-Euro-Hilfspaket zu einem Minus von höchstens 5,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verpflichtet.

(APA/dpa)

Mehr erfahren

Issing, one of the founding fathers of the euro and a former European Central Bank chief economist, presents his new book in Frankfurt
New Articles

Euro-Vater Issing rechnet mit EZB ab

Ein Falke setzt zum späten Flug an: Der erste EZB-Chefvolkswirt macht im Ruhestand Furore, weil er den Euro preist und zugleich die Rettungspolitik scharf kritisiert.
Symbolbild
Home

Griechenland: Kommt der zweite Schuldenschnitt?

Die Ratingagentur Standard & Poor's senkt den Ausblick für Griechenlands Rating von stabil auf negativ, weil die Sparanstrengungen stocken. Die Agentur Moody's warnt ebenso vor einem zweiten Schuldentausch.
EZB behaelt sich Kauf von Staatsanleihen vor
Home

Kritik an Draghi: "Feuerteufel, nicht Feuerwehrmann"

Mangelnde Abstimmung und Schweigen zu Entscheidungen der Zentralbank lassen an der Glaubwürdigkeit des EZB-Chefs zweifeln.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.