Schlecker-Pleite schon 2009 bekannt?

SchleckerPleite schon 2009 bekannt
SchleckerPleite schon 2009 bekannt(c) Dapd (Thomas Lohnes)
  • Drucken

Anton Schlecker soll laut Staatsanwaltschaft schon vor drei Jahren von der Zahlungsunfähigkeit seiner Drogeriekette gewusst haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung.

Stuttgart/Ag. Bereits drei Jahre vor der Pleite seiner Drogeriemarktkette soll Firmengründer Anton Schlecker einem Bericht des „Spiegel“ zufolge um die drohende Zahlungsunfähigkeit gewusst und sie billigend in Kauf genommen haben. Angesichts der schon 2008 und 2009 dramatisch einbrechenden Umsätze habe Schlecker erkannt, „dass die Zahlungsunfähigkeit drohte“, zitiert das Magazin aus einem Durchsuchungsbeschluss der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Sie hatte Mitte Juli Wohn- und Geschäftsräume der Familie Schlecker und zehn weiterer Verdächtiger durchsuchen lassen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Anton Schlecker und weitere Personen wegen des Verdachts auf Untreue und Insolvenzverschleppung. Laut Durchsuchungsbeschluss begannen Anfang 2009 „verdächtige unentgeltliche Vermögensübertragungen auf Familienangehörige“: etwa die Übertragung des Familienanwesens in Ehingen im Wert von 20 Mio. Euro oder das „überhöhte Gehalt an Ehefrau Christa“. Sie soll monatlich 60.000 Euro erhalten haben. Dies sei „angesichts der Ertragssituation nicht angemessen“ gewesen.

Fahnder orten Schneeballsystem

Die Staatsanwälte kritisierten laut Bericht auch die „besondere Art der Unternehmensfinanzierung“: Schlecker hatte demnach außergewöhnlich lange Zahlungsfristen, der Erlös aus bereits verkaufter, aber noch nicht bezahlter Ware diente zur Unternehmensfinanzierung. Dies sei eine Art „Schneeballsystem“.

Schlecker habe sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern wollen, so der „Spiegel“. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart war am Sonntag nicht für Nachfragen zu erreichen. Der Durchsuchungsbeschluss war die Grundlage dafür, dass Ermittler vor einem Monat mehr als 20 Wohnungen und Geschäftsräume unter die Lupe nahmen. Bei der Razzia stellten die rund 160 Ermittler umfangreiche Unterlagen und Dateien sicher. Schlecker hatte Ende Jänner Insolvenz angemeldet, eine Rettung scheiterte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Justiz erhebt schwere Vorwürfe gegen Anton Schlecker

Der Drogerieunternehmer soll schon Jahre vor der Insolvenz Teile seines Vermögens in Sicherheit gebracht haben.
Strategievergleich

Schlecker versus dm


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.