Rudolf Haberleiter holt Peter Krammer in die Geschäftsführung. Er war 19 Jahre lang bei dm, danach baute er Tankstellenshops für die OMV auf.
Der neue Schlecker-Eigentümer Rudolf Haberleitner holt einen langjährigen dm-Manager an Bord: Peter Krammer (52) soll die Drogeriekette zum Nahversorger Dayli umbauen. Krammer war 19 Jahre beim Schlecker-Konkurrenten dm. Danach arbeitete er vier Jahre für die OMV, wo er für den Aufbau der Viva-Tankstellenshops in 12 Ländern verantwortlich war.
Durch seine Erfahrung in den Bereichen Drogeriewaren und Lebensmittel sei Krammer die ideale Besetzung für das neue Unternehmenskonzept, schreibt Haberleitner in einer Aussendung.
Bei der neuen TAP Dayli Vertriebs GmbH ist Krammer seit Montag als Geschäftsführer eingetragen - gemeinsam mit Haberleitner. Den Chef macht Haberleitner selbst. In Kürze soll noch ein Finanzchef dazukommen, sagte Haberleitner auf Anfrage der APA. Namen wollte er noch keine verraten.
Am 20. Jänner 2012 ging Schlecker Deutschland in Planinsolvenz, der Konkurrent dm steigert nach wie vor Jahr für Jahr seinen Umsatz. Das deutsche Magazin brand eins hat die Strategien der beiden Drogerieketten verglichen: Die Geschichte beider Unternehmen beginnt im Deutschland der 1970er Jahre: Nach dem Wegfall der Preisbindung für Drogerieartikel 1973 wurde dm gegründet, kurz darauf die erste Filiale in Österreich eröffnet. Schlecker begann 1975, Schlecker-Österreich 1987. Schlecker expandierte bis der Markt gesättigt war (und darüber hinaus): 14.000 Filialen hatte der Drogerist zu Spitzenzeiten in ganz Europa, ungefähr 1200 davon in Österreich. dm hingegen setzt laut eigener Angaben auf Qualität statt Wachstum: "Wir machen so viele Filialen auf, wie sinnvoll ist", so der dm-Deutschland-Gründer Götz Werner. 2010 etwa setzte dm mit 370 Filialen in Österreich 616 Millionen Euro um, Schlecker mit 974 nur 451 Millionen. Während dm auf ''beste Lagen in Top-Handelsagglomeraten'' ab ca. 15.000 Einwohner im Einzugsgebiet setzt, versuchte Schlecker sich in strukturell schwächeren Gegenden und hoffte, dass die Kunden am Land mangels Alternative bei ihm kaufen würden. Die Standorte in kleinen Ortschaften und am Stadtrand brachten auch den Vorteil billiger Mieten. (c) Reuters (Pawel Kopczynski) Seine Standortpolitik wurde Schlecker jedoch zum Verhängnis: Zwar hatten beide Unternehmen in ein hochmodernes Logistiknetz investiert, doch die Schlecker-LKWs hatten deutlich mehr Kilometer zurückzulegen. Um Kosten zu sparen, belieferte der Drogerist seine Filialen in der Provinz nur noch zwei mal wöchentlich, was zur Folge hatte, dass Produkte häufig ausverkauft und Kunden verärgert waren. Mit Lockangeboten und Rabattaktionen versuchte Schlecker sich als Drogerie-Diskonter zu positionieren. Trotzdem waren die Produkte durchschnittlich um rund 34 Prozent teurer als jene von dm, wie ein Warenkorb-Vergleich der Arbeiterkammer Wien 2011 ergab. Schlecker war in Österreich somit vor Bipa der teuerste seiner Branche. dm hingegen verabschiedete sich von Lockvogelangeboten und änderte seine Preispolitik. Die 1994 selbst auferlegte Regel lautet: Ein Preis darf vier Monate lang nicht erhöht werden. (c) Reuters (Ina Fassbender) Enge Gänge, grobe Metallregale und möglichst viel Ware auf engem Raum - so präsentierten sich die meisten Schlecker-Filialen. Erst kurz vor der Insolvenz in Deutschland wurden einige Lokale zu hochwertigen Drogerien umgebaut. Doch da war es bereits zu spät. dm hat schon früher verstanden, wie wichtig für Kunden eine entspannte Atmosphäre beim Einkauf ist. Das Unternehmen experimentiert mit Lichtdesigns, breiten Gängen und runden Regalen. Diese brauchen zwar mehr Platz, fügen sich aber nahtlos in das Wohlfühl-Geschäftsmodell der Kette ein. Michaela Rehle In Schlecker-Filialen arbeitete häufig nur eine Verkäuferin. Neben Regale einräumen und die Kassa bedienen blieb da wenig Zeit für individuelle Kundenberatung. Bei dm hingegen sind schon alleine aufgrund der Filialengrößen mehr Mitarbeiter anwesend. Klingeln an den Regalen sorgen dafür, dass Kunden bei Beratungswunsch sogar das Suchen nach Verkäuferinnen erspart bleibt. Sonja Spitzer In der Vergangenheit wurde Schlecker häufig aufgrund seiner Mitarbeiterführung kritisiert: Verkäuferinnen wurden von Detektiven und Kameras überwacht; aufgrund der Unterbesetzung in den Filialen blieb ihnen oft nicht die Zeit, auf die Toilette zu gehen. 1998 wurde das Ehepaar Anton und Christa Schlecker wegen Lohn-Dumpings sogar zu einer Strafe von einer Million Euro und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Von dm hingegen sind keine derartigen Skandale bekannt. Für seine Lehrlingsprogramme und Mitarbeiterführung gewann der Drogerist sogar Preise. Thomas Peter Während Schlecker in der Öffentlichkeit kaum auf die Skandale reagierte und auch ansonsten wenig präsent war, setzt dm auf eine ausgeklügelte Marketingstrategie und schaffte es so, sich als sympatisches Unternehmen zu positionieren. Ende der Achtziger Jahre verabschiedete sich die Kette von ihrem alten Slogan: "Große Marken, kleine Preise". Das heutige Image als ökologischer und sozialer Betrieb und Arbeitgeber rund um den neuen Slogan "Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein" scheint bestens zu funktionieren. (c) Faksimile Am 20. Jänner 2012 gab Anton Schlecker die Planinsolvenz bekannt. Schlecker Österreich wird daraufhin von einer Investorengruppe gekauft. dm-Gründer Götz Werner (im Bild) kommentiert die Pleite seines Mitbewerbers wie folgt: "Ich habe ihn als sehr konsequenten Menschen erlebt. Übertriebene Konsequenz kann aber auch dazu führen, dass man den richtigen Weg nicht mehr sieht." (c) Reuters (Tobias Schwarz) Lebensmittel, Wäsche, Haushaltswaren Haberleitner hatte vor wenigen Wochen mit seinem Restrukturierungsfonds TAP09 die 900 Schlecker-Filialen in Österreich sowie weitere 450 Filialen in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg übernommen. In den Umbau der Geschäfte zu Nahversorgern will Haberleitner nur 7400 Euro pro Filiale - insgesamt rund zehn Millionen Euro - stecken. Drogerieartikel sollen weiterhin der Hauptumsatzträger sein, daneben soll es bei Dayli auch Lebensmittel, Marken-Wäsche und Haushaltswaren geben. Außerdem setzt Haberleitner auf Dienstleistungen und Homeshopping.
Haberleitner möchte mit Dayli auch kräftig wachsen. "Deutschland ist der erste Expansionsmarkt, den wir jetzt angehen." Danach will er - "konzentrisch von Österreich aus" - in Nachbarländern und in weiteren Staaten in Südost- und Osteuropa Filialen aufbauen. Bis 2016 sollen es 3500 Filialen in 21 Ländern werden. Nach Westeuropa zieht es Haberleitner zunächst nicht. Schon nächstes Jahr soll Dayli profitabel sein.
Nach der drohenden Schlecker-Pleite können die 3000 österreichischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nun erstmals aufatmen: Der Käufer der angeschlagenen Drogeriekette, Rudolf Haberleitner, hat vor, Schlecker in den Nahversorger "dayli" umzuwandeln. Er verspricht in den Medien, keine Stellen abzubauen und sämtliche Mitarbeiter zu den bisherigen Konditionen weiter zu beschäftigen. (c) DiePresse.com Auch Neslihan Karaca glaubt fest daran, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten kann. Von der Übernahme erhofft sie sich, dass künftig mehr als nur eine Verkäuferin pro Filliale arbeitet. (c) DiePresse.com Weniger zuversichtlich, was ihre Zukunft anbelangt, ist Pinar Koca. Sie ist skeptisch, weil sie von der fixen Übernahme bis jetzt nur in den Medien gehört hat. Die offiziell ausgesendeten Fax-Nachrichten hatten noch nichts Konkretes zum Inhalt. Sollte sie ihren Job verlieren, hat sie vor, ihre Schulausbildung zu beenden. (c) DiePresse.com "Schlecker wird von der Konkurrenz erdrückt", glaubt eine andere Verkäuferin. Die Kette müsse sich neu platzieren, im Idealfall mit einer exklusiveren Produktpalette. Von der angekündigten Erweiterung des Sortiments durch Lebensmittel und Dienstleistungen wie Druckerservices hält sie wenig: "Dafür gibt es eh schon Spar und Copyshops". (c) DiePresse.com Besonders die zurückgegangenen Lieferungen machen den rund 900 österreichischen Filialen zu schaffen. Statt der üblichen sechs Produktcontainer seien in ihrer Filiale diesmal nur drei geliefert worden, so die Verkäuferin. (c) DiePresse.com Ganze Regalblöcke wurden abgebaut, um die Konsumenten nicht vor leeren Regalen stehen zu lassen. Die Kunden reagieren unterschiedlich auf das reduzierte Angebot. Besonders die günstigere Eigenmarke "AS" sei oft vergriffen: "Letzte Woche hat eine Kundin begonnen, mich zu beschimpfen, weil wir nur noch die teureren Plastik-Handschuhe in den Regalen hatten". (c) DiePresse.com Andere sind da verständnisvoller: Frau Rosenauer ist seit 15 Jahren Kundin bei Schlecker - hauptsächlich, weil er so nah an ihrer Wohnung liegt. Ihren Bedarf konnte sie auch in den letzten Wochen problemlos abdecken. Im Notfall ist sie auf andere Marken ausgewichen. (c) DiePresse.com Diese Kundin kauft ebenfalls schon seit fast zehn Jahren bei Schlecker ein. Seit der Pleite in Deutschland musste sie aber häufig zur Konkurrenz, da die Filiale nicht alle benötigten Produkte führte. Jetzt freut sie sich über die Übernahme und hofft, wie viele andere Kunden, dass die günstige Eigenmarke "AS" im Sortiment bleibt. ... (c) DiePresse.com ... Die Verkäuferin ihrer Stammfiliale ist zuversichtlich, dass nun wieder wöchentlich geliefert wird. Nach dem Konkurs der Firma in Deutschland wurden die Lieferungen teilweise reduziert und kamen nur noch jede zweite Woche. Wie DiePresse.com berichtete, hat das Auffüllen der Regale für Haberleitner im Moment oberste Priorität. "Gestern haben wir Waren für sechs Millionen Euro bestellt", gab er am Donnerstag bekannt. (c) DiePresse.com Kaum Lieferengpässe gab es in dieser Filiale im 2. Bezirk. Umsatzstarke Filialen wurden von weniger gut gehenden mit Produkten beliefert. Frau Tekin ist zuversichtlich, dass "alles so weitergeht wie bisher", und sie ihren Job behalten kann. (c) DiePresse.com ''Dafür gibt es eh schon Spar und Copyshops'' (APA)
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