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Friedman, Thatcher & Co

Friedman, Thatcher & Co.: Euro-Kritiker der ersten Stunde

Nobelpreisträger Milton Friedman wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Den Euro hielt er stets für einen Fehler - und da war er nicht der Einzige.
20.08.2012 um 08:03
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Milton Friedman
Der Nobelpreisträger hielt den Euro für einen großen Fehler, heuer wäre er 100 Jahre alt geworden (mehr dazu ...). Er warnte 1997 im "Presse"-Interview: "Ich prophezeie, der Euro wird bald nach seiner Einführung auseinanderbrechen [. . .]. Die Zentralbank wird den Euro ausgeben, um Anleihen zu kaufen. [...] Die Franzosen werden wollen, dass die Zentralbank französische Anleihen kauft, die Österreicher werden österreichische Anleihen vorziehen. Können Sie sich die Konflikte vorstellen, die daraus unter den Gouverneuren entstehen?"
AP (Eddie Adams)
Ralf Dahrendorf
Ein weiterer wissenschaftlicher Kapazunder, der Soziologe und FDP-Politiker Ralf Dahrendorf, machte seinen Standpunkt bereits im Dezember 1995 klar: "Die Währungsunion ist ein großer Irrtum, ein abenteuerliches, waghalsiges und verfehltes Ziel, das Europa nicht eint, sondern spaltet."
Clemens Fabry
Alan Greenspan
Der legendäre Chef der US-Notenbank konnte dem Euro nie viel abgewinnen. 1997 sagte er in einem Interview mit dem "International Herald Tribune": "Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben".

Noch konkreter wurde eine weitere Persönlichkeit, die das 20. Jahrhundert geprägt hatte ...
AP (Alex Wong)
Margaret Thatcher
1998 meinte die frühere britische Premierministerin bei einer Wirtschaftskonferenz in Barcelona, dass der Euro innerhalb von drei Jahren nach der Einführung auseinanderbrechen wird. Ganz so dramatisch ging es dann aber doch nicht bergab.

Auch ihr Nachfolger war ein Euro-Skeptiker ...
EPA (Yui Mok)
John Major
In seinem letzten Jahr als britischer Regierungschef (1997) warnte Major: "Meine Befürchtung ist [...], dass eine Einheitswährung die Europäische Union auseinanderreißen würde, wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind".
AP (Lynne Sladky)
Erich Streissler
Der österreichische Ökonom bezeichnete die Euro-Einführung 1995 als "fünften apokalyptischen Reiter". Bei der Eurozone handle es sich um eine "politische Zwangssituation", der man sich nicht entziehen könne.

Ein Einkommenstransfer in ärmere EU-Länder werde kommen. Strenge politische Auflagen an die Mitgliedsländer könnten zu "ungeheuren Unzufriedenheit" und einer Stärkung "faschistischer und nationalistischer Bewegungen" führen.
APA (Robert Jäger)
Gerhard Schröder
Der spätere deutsche Bundeskanzler betrachtete die Euro-Einführung während seines Wahlkampfes 1998 nicht besonders optimistisch: "Der Euro ist eine kränkelnde Frühgeburt."
AP (Robert Pfeil)
Horst Köhler
Auch der damalige Finanzsstaatssekretär und spätere Bundespräsident machte sich schon 1998 Gedanken über eine Eurokrise - zog aber falsche Schlüsse: "Es wird nicht so sein, dass der Süden bei den sogenannten reichen Ländern abkassiert. Dann nämlich würde Europa auseinanderfallen. Es gibt eine 'no bail out rule'. Das heißt, wenn sich ein Land durch eigenes Verhalten hohe Defizite zulegt, dann ist weder die Gemeinschaft noch ein Mitgliedstaat verpflichtet, diesem Land zu helfen."
AP (Matthew Cavanaugh)
Die Ökonomen Wilhelm Nölling, Karl Albrecht Schachtschneider, Wilhelm Hankel und Joachim Starbatty klagten vor dem deutschen Bundesverfassungsgericht gegen die die Einführung des Euro. "Der Euro wird zum Symbol der Wirtschaftskrise", hatten sie bereit im Jahr 2001 gewarnt.
AP (Ronald Wittek)
Wilhelm Hankel
Der Währungsspezialist plädierte 1998 für die zügige Gründung der "Vereinigten Staaten von Europa", noch vor der Einführung des Euro-Bargelds. Sonst seien politische und soziale Konflikte in der Eurozone programmiert."Das Törichste, was die europäische Politik zur Zeit tut, ist ihr Beharren auf Erweiterung von EU und Währungsunion", warnte Hankel im Jahr 2000. Ein Jahr später wurde Griechenland in die Eurozone aufgenommen.
AP (Michael Gottschalk)
Wilhelm Nölling
Hankels Mitstreiter, der SPD-Politiker Wilhelm Nölling, sagte im Jahr 1999: "Die EZB wird in Europa das Sagen haben; ob Europa in der Lage ist, das zu ertragen, wird sich zeigen". Außerdem warnte er: "Es ist nicht im Interesse Europas, wenn die internationale Spekulation noch stärker als bisher ihre Mittel nach Europa lenkt und nach Belieben wieder herauszieht".
EPA (Uli Deck)
Otmar Issing
Der Ex-EZB-Chefökonom gilt als deutscher Gründervater des Euro. Doch bereits im Jahr 1996 mahnte er: "Die Währungsunion als Schrittmacher der politischen Union einsetzen zu wollen, heißt das Pferd vom Schwanze aufzuzäumen. Das kann nicht funktionieren." Auch jetzt übt Issing scharfe Kritik an der Euro-Rettung: "Eine Notenbank ist nicht dazu da, Staaten zu retten".
Reuters (Alex Domanski)
Andre Kostolany
Der Börsenguru verglich die Währung 1998 mit einem "ungeborenen Kind". "Niemand weiß, ob es ein Genie wird oder ein Dummkopf." Der gebürtige Ungar war dem Euro zwar nicht abgeneigt, aber der Meinung, es werde in der Anfangszeit "schreckliche Turbulenzen geben, weil man Schotten, Portugiesen und Sizilianer unter einen Hut bringen muss".
APA
Hans Tietmeyer
Folgende Episode soll sich beim Internationalen Banken- und Börsenball 1997 in Frankfurt zugetragen haben: Der damalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer erzählte, er habe das Orakel von Delphi befragt: "Was wird die härtere Währung sein, der Euro oder die D-Mark?" Die Antwort habe gelautet: "Der Euro nicht die D-Mark." Aber: "Wo das Komma stehe, hat sie nicht gesagt."
AP (Eckehard Schulz)

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