Kochroulette auf dem Elektroherd

Der Haushalt ist ein Thema, das in der Medienlandschaft viel zu wenig gewürdigt wird – immerhin verbringen wir einen großen Teil unserer Lebenszeit mit seiner Aufrechterhaltung.

Der Haushalt ist ein Thema, das in der Medienlandschaft viel zu wenig gewürdigt wird – immerhin verbringen wir einen großen Teil unserer Lebenszeit mit seiner Aufrechterhaltung. Einen viel zu großen übrigens mit Staubsaugen, Bettenüberziehen und ähnlichen undankbaren Aufgaben, die nur dann wirklich auffallen, wenn man sie nicht gemacht hat. Der einzige Lichtblick in diesen alltäglichen Grausamkeiten ist das Kochen – hier kann man zumindest seine Kreativität ausleben. Wobei hier oft der Konjunktiv angebracht wäre, etwa dann, wenn das Erhitzen von Speisen mittels eines Elektroherds erfolgt. Und ja, der Leidensdruck ist gerade so groß, dass ein heftig-emotionales Lamento nicht länger warten kann. Also: Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, einen Herd zu erfinden, der ewig lang braucht, ehe er heiß ist? Dessen Kochplatten nicht aufhören zu heizen, wenn das Essen fertig ist, sondern ewig nachglühen? Die nicht schlagartig die Hitzezufuhr beenden, wenn die Milch überkocht? Gar nicht zu reden davon, dass man nicht sieht, ob man nun seine Hand auf die Platte legen kann, ohne dass sie in Flammen aufgeht. Da braucht man gar nicht mit abstrakten Begriffen wie Energieeffizienz, Versorgungsgrad oder Anschaffungspreis zu jonglieren – der Elektroherd ist ein fehlgeleitetes Glied in der Evolution der Haushaltsgeräte.

Der Gasherd dagegen ist die Krone der ignitionellen Schöpfung, die direkte Weiterentwicklung des Lagerfeuers. War das Mammut gut durchgebraten, konnte man es sofort von der Feuerstelle nehmen, ohne dass es anbrannte. Und so hätte es gestern auch mit dem Mittagessen funktionieren können. Doch endete das Kochroulette mit kross angekokelten Nudeln auf lauwarmer Käsesauce. Und dem festen Vorsatz, über die Anschaffung eines Gasherds nachzudenken. Oder das nächste Essen über einem Lagerfeuer auf dem Parkettboden zuzubereiten – es gibt übrigens Mammut.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2012)

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