"Wie im Stürmer": IKG kritisiert Straches Facebook-Eintrag

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Eine Karikatur auf der Facebook-Seite des FP-Chefs sorgt weiter für Aufregung. Die FPÖ nennt Antisemitismus-Vorwürfe "völlig absurd".

Die Israelitische Kultsugemeinde (IKG) übt scharfe Kritik an dem jüngsten umstrittenen Eintrag von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf "Facebook". Der Parteiobmann hatte eine Karikatur gepostet, auf der ein dicker Banker zu sehen ist, der von einem Regierungsbeamten angefüttert wird. Der Banker hat eine Hakennase und Davidsterne auf den Manschettenknöpfen.

IKG-Präsident Oskar Deutsch sagte dazu am Montag: "Dass eine Karikatur von Juden, ähnlich wie im damaligen Stürmer (NS-Hetzblatt, Anm.) in den 1930er- und 1940er-Jahren, nun auf der Facebook-Seite des FPÖ-Chefs Strache erscheint, ist für mich kein Zufall". Strache versuche sich zwar offiziell von der rechtsextremen deutsch-nationalen Szene abzugrenzen, übernehme aber deren Karikaturen bedenkenlos. Offenbar sei der FP-Chef wieder einmal zu "blauäugig" gewesen, so der IKG-Präsident.

Kritik kommt auch vom Grünen-Abgeordneten Karl Öllinger: Dass Strache unter den vielen Reproduktionen des alten Cartoons ausgerechnet jene mit Hakennase und Davidsternen veröffentlicht habe, sei "kein Zufall, sondern pure Provokation". Die verfälschte Variante lehne sich "deutlich an die hetzerischen Charakteristiken des 'Stürmer' über Juden" an. "Das ist eindeutig antisemitisch", betonte Öllinger.

FPÖ wirft Kritikern "paranoide Fantasie" vor

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky wies die Kritik an der Karikatur zurück. Man müsse schon über "ordentlich paranoide Fantasie im Kopf verfügen", um die "sternförmigen Brillanten" auf den Manschettenknöpfen mit Davidsternen zu assoziieren. Und eine Nasenkarikatur als jüdisch zu interpretieren sei "völlig absurd und diffamierend".

Strache hatte die Karikatur bereits am Samstag gepostet. Sie ist eine Bearbeitung einer Zeichnung aus den 60er-Jahren, die aber noch ohne Hakennase und ohne Sterne an den Manschettenknöpfen auskam.

Nach der ersten Aufregung postete der FP-Chef dann am Sonntag die Original-Karikatur (ohne Hakennase und Davidsterne) und stritt im angefügten Text jegliche Antisemitismus-Absichten ab: "Sachen gibt es. Manchmal verliert man völlig den Glauben an die Vernunft des politischen Mitbewerbers und mancher Journalisten. Seit Jahren kritisiere ich die Allmacht des Bankensystems, das auf Kosten der Bürger immer fetter und mächtiger wird. Und wenn ich einen Cartoon dazu verlinke, den ein anderer User gepostet hat, wird mir auf einmal Antisemitismus unterstellt."

ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch meinte dazu am Montag, Strache leide "zusätzlich zu seinen Realitätsstörungen jetzt offenbar auch an Verfolgungswahn".

Strache angezeigt

Das Posting hat Strache auch eine Anzeige eingebracht: Der Wiener Anwalt Georg Zanger sieht in der auf Straches Profil verbreiteten Karikatur-Bearbeitung "ganz klare antisemitische, am Stürmer-Stil der NS-Zeit angelehnte Tendenzen" und wird den Betreiber der Seite wegen "Verhetzung und Wiederbetätigung" klagen, wie der Kurier in seiner Montagausgabe berichtete.

>>Der ursprüngliche Eintrag auf der Facebook-Seite von Strache

>>Der entschärfte Eintrag

(APA/Red.)

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