Wer hat vom Euro profitiert? Die Österreicher jedenfalls nicht, sagt die UBS.
Vorab: Die aktuelle Studie der schweizerischen Großbank UBS über die Gewinner und Verlierer des Euro (siehe nebenstehenden Bericht), die offenbar den Biertischen gegenüber den Euro-Ökonomen recht gibt, ist durch die offiziellen Daten nicht gedeckt: Aus den Zahlenreihen der OECD über die reale Entwicklung der disponiblen Haushaltseinkommen geht zwar wenig überraschend auch hervor, dass sich der Abstand zwischen den Peripherieländern und den „Lokomotiven“ verringert habe. Die Realeinkommen sind laut OECD aber auch in Deutschland und Österreich deutlich gewachsen, und nicht um bis zu 35 Prozent gesunken.
Allerdings: Bei allen Vorbehalten gegen eine mitten in der Eurokrise vom britischen Ableger einer schweizerischen Bank veröffentlichte eurokritische Studie – auch die OECD-Daten sind mit Vorsicht zu genießen. Die Unterschiede zwischen OECD und UBS basieren nämlich im Wesentlichen auf unterschiedlichen Annahmen über die Inflation. Und dass der harmonisierte Verbraucherpreisindex der EU mit der Realität im Supermarkt nicht viel zu tun hat (und viel zu tiefe Werte anzeigt), ist ja wohl evident. Die Wahrheit dürfte also irgendwo in der Mitte liegen. Das heißt: Reicher geworden sind wir in den vergangenen zehn Jahren jedenfalls nicht. Dass das am Euro liegt, wäre aber eine gewagte These. Denn die Wohlstandsstagnation ist ein Phänomen, das auch jene beklagen, die ihr Einkommen in Pfund oder Dollar beziehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2012)