Leichtathletik: „Schrott ist ein Segen für Österreich“

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Sportmanager Robert Wagner ist mit dem Neustart der „Gugl Games“ in Linz zufrieden. 2013 sollen Superstar Usain Bolt, ein TV-Vertrag und auch Beate Schrott, die Olympia-Achte über 100 Meter Hürden, begeistern.

Linz/Wien. Sprinter Justin Gatlin, ein ehemaliger Olympiasieger und Bronzemedaillengewinner von London, zog als Gladiator auf einem Pferdewagen auf der Linzer Gugl ein. 8000 Zuschauer waren begeistert, die Show gefiel und die Bewerbe verliehen der Stahlstadt den erhofften olympischen Anstrich. Mit Felix Sanchez stand ein Hürden-Olympiasieger im Aufgebot und sein 400-Meter-Pendant Kirani James lief die schnellste Stadionrunde in der langen, zuletzt viele Jahre ruhenden Meeting-Geschichte. Auch Beate Schrott, die Olympia-Achte über 100 Meter Hürden, wurde bejubelt – trotz einer Zeit von 13,08 Sekunden.

Österreichs Leichtathletik gab in Linz ein wichtiges Lebenszeichen von sich. Dass es jedoch weder im ORF, auf Eurosport oder Sport 1, noch in einem Internetstream „live“ zu sehen war, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Die Erklärungen von Veranstaltern und ORF waren widersprüchlich. Die Übertragung dürfte letztlich an einer Beitragsforderung in Höhe von 100.000 Euro für die üblichen Produktionskosten gescheitert sein.

„Großes Zuschauerpotenzial“

Veranstalter Robert Wagner nahm das „Spiel“ abseits der Laufbahn gelassen. Für den ehemaligen Bahnhofsvorstand, der seit 1988 und dem Fall der Eisernen Mauer in der Leichtathletik als Manager die Fäden zieht, war die Rückkehr auf die Gugl trotzdem ein Erfolg. Erstmals seit 2007 habe man wieder gesehen, „welches Potenzial dieser Sport in Österreich besitzt. Ich bin sehr überrascht, dass das Interesse an den Gugl Games so groß ist. Beate Schrott ist ein Segen für den österreichischen Sport.“

Mit großer Skepsis hatte Wagner die Entwicklungen bei den Sommerspielen in London verfolgt und Schlimmes befürchtet. Dass keine Medaille gewonnen werden konnte, überraschte ihn nicht. Von Sportlern, die mit Müh und Not Limits erbringen würden, dürfe man sich doch kein Edelmetall erhoffen, sagt Wagner trocken. Österreichs Sport habe immer nur von „kleinen, eigenen Zellen gelebt, aus denen Sieger entsprungen sind“, fügt er hinzu. Von einer Organisation könne daher keiner sprechen. Weder vorher noch jetzt, wenn es darum geht, einen Neuaufbau zu starten. Er erinnert an einen seiner Schützlinge, den Namen des Österreichers verrät er nicht, der den Unterschied zur Spitze und deren Vorbereitung auf Großereignisse deutlich macht. „Er bekam aus neun verschiedenen Töpfen Geld – ohne überhaupt laufen zu müssen. Und schließlich wurde er von Athleten, die sich nicht einmal ihre eigenen Schuhe leisten konnten, besiegt.“

Bolt: 300.000 Euro für 100 Meter

Geld spielt im Spitzensport eine große Rolle, darum wolle sich Wagner bemühen, für weitere Meetings in Linz ein größeres Budget zu stemmen. 2012 standen ihm 295.000 Euro zu Verfügung, an Preisgeldern wurden 25.000 Euro ausgeschüttet, über diverse Startgelder hüllt sich der Oberösterreicher aber in Schweigen. Nicht hinter der Ziellinie aber hält er mit seinem Plan, Sprint-Weltrekordler Usain Bolt nach Linz lotsen zu wollen. Dass der Jamaikaner nur für eine Vorauskassa von 300.000 Euro seine Schuhe schnürt, ist Wagner, der auch für den jamaikanischen Verband tätig ist, bewusst. „Er wird in Linz laufen, ich glaube fest daran. Es geht um Kontakte, es ist ein Freundschaftsdienst.“ So wie einst bei Allzeitgrößen wie Carl Lewis, Colin Jackson, Allen Johnson, Marion Jones, Iván Pedroso, Maria Mutola etc. Dann stehen Sponsoren und TV-Stationen Schlange. Ohne Stars und Lokalmatadore wie Beate Schrott läuft ein Leichtathletik-Meeting in Österreich, trotz 8000 Zuschauern im Stadion, weiterhin nur im Abseits.

Dass Sprint-Star Justin Gatlin wegen einer Magenverstimmung nicht startete, brachte Wagner weniger ins Schwitzen als ein ganz anderer „Einsatz“ wenige Stunden zuvor. Der 52-jährige Oberösterreicher musste zwei afrikanischen Topläufern aus der Patsche helfen, sie waren wegen des Verdachts auf Ladendiebstahl verhaftet worden. Bei der Einvernahme wurde das „Missverständnis“ schnell geklärt, schmunzelte Wagner. Die Polizei ließ beide laufen . . .

Ergebnisse „Gugl Games 2012“


Damen, 100 Meter:
1. Henry-Robinson (JAM) 11,15 Sek. 200 m: 1. Williams ( USA) 22,67 Sek. 800 m: 1. Hanna England (GBR) 1:59,66 Min. 100 m Hürden: 1. Crawford (USA) 12,68; 6. Schrott (AUT) 13,08. 3000 m Hindernis: 1. Chepkurui (KEN) 9:23,52 Min. Weitsprung: 1. Chelsea Hayes (USA) 6,81 Meter.


Herren, 100 Meter: 1. Ashmeade (JAM) 10,03. 1000 Meter: 1. Seurei (KEN) 2:16,39 Min. (JWBZ); 11. Andreas Vojta (AUT) 2:18,34. 400 m: 1. James (GRN) 44,46. 400 m Hürden: 1. Sanchez (DOM) 48,13.

Auf einen Blick

Der Neustart des Gugl-Meetings in Linz lockte am Montag 8000 Zuschauer ins Stadion. Veranstalter Robert Wagner ist zufrieden, er verspricht für 2013 einen Start von Sprint-Superstar Usain Bolt und einen TV-Vertrag, sodass dieser Hit in ganz Österreich zu sehen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2012)

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