Israels Innenminister, der auch Chef der strengreligiösen Shas-Partei ist, fordert Merkel auf, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. Das Außenministerium kritisiert den unakkordierten Brief.
Der israelische Innenminister, Eli Yishai, hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. "Als stellvertretender Ministerpräsident, Innenminister und Vorsitzender der größten religiösen Partei (Israels), aber vor allem als Jude wende ich mich an Sie mit der Bitte, dieses Phänomen (Kriminalisierung der Beschneidung) zu beenden", zitierte die Zeitung "Yediot Ahronot" am Donnerstag aus dem Brief.
Juden in Deutschland dürften nicht gezwungen werden, sich zwischen der Einhaltung nationaler oder göttlicher Gesetze entscheiden zu müssen. Der Vorsitzende der strengreligiösen Shas-Partei reagierte damit auf eine weitere Strafanzeige in Deutschland wegen Körperverletzung gegen einen Rabbiner, der eine kleinen Buben beschnitten hatte.
Außenministerium: Brief nicht abgesprochen
Das israelische Außenministerium kritisierte nach einem Medienbericht den Brief Yishais als nicht abgesprochen. "Die jüdische Gemeinde (in Deutschland) hat uns gebeten, in dieser Angelegenheit Vorsicht walten zu lassen, weil das Problem durch die Anrufung eines Gerichts höherer Instanz und durch die Gesetzgebung erreicht werden kann", zitierte der Nachrichtendienst "Walla" einen ungenannten Sprecher. Keines der beiden Ministerien kommentierte die Berichte.
Das Kölner Landgericht hatte in seinem Urteil vom Mai die Auffassung vertreten, die Beschneidung von Buben aus religiösen Gründen sei als Körperverletzung strafbar. Das für andere Gerichte nicht bindende Urteil stieß vor allem bei islamischen und jüdischen Verbänden im In- und Ausland auf scharfe Kritik.
(APA)