Merkel: Griechenland soll Teil der Euro-Zone bleiben

Samaras, Merkel
Samaras, Merkel(c) EPA (STEPHANIE PILICK)
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Die deutsche Kanzlerin Merkel sagt nach ihrem Gespräch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Samaras, die Griechen müssten ihre Verpflichtungen einhalten.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich gegen einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone ausgesprochen. Sie forderte Athen auf, die Reform- und Sparzusagen einzuhalten. "Ich möchte, dass Griechenland Teil der Euro-Zone bleibt", sagte Merkel am Freitag in Berlin nach einem gut einstündigen Gespräch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras in Berlin. Beide Politiker führten nach der Pressekonferenz noch ein weiteres 45-minütiges Vieraugengespräch.

Merkel mahnte zugleich, dass Athen die Erwartungen der EU-Partner erfüllen müsse. Den Worten müssten auch Taten folge. Vor Entscheidungen solle aber der Bericht der Troika für Griechenland abgewartet werden. "Das Einhalten von Verpflichtungen und Erwartungen wird dazu führen, dass auch Glaubwürdigkeit für die gesamte Euro-Zone zu rückkehrt." Die Euro-Krise werde sich aber nicht mit einem einzigen Paukenschlag lösen lassen. "Es ist auch klar geworden in dem Gespräch, da ist noch viel zu tun", so Merkel.

"Stolzes Volk"

Samaras betonte, sein Land werde sehr bald die Ziele erreichen. "Wir sind ein sehr stolzes Volk, und wir mögen nicht, von geliehenem Geld abhängig zu sein." Sein Land benötige jetzt Chancen für Wachstum und "Zeit zum Atmen". Der konservative Politiker zeigte sich überzeugt, dass die Troika zu einer positiven Bewertung der griechischen Reformanstrengungen kommen werde. Weder Merkel noch Samaras gingen direkt auf die Debatte ein, ob es Nachverhandlungen über das griechische Hilfspaket geben könne.

Zur Verantwortung für die aktuelle Lage sagte der griechische Ministerpräsident: "Niemand ist unschuldig." Wachstum sei jetzt das wichtigste Rezept. Zudem sei er entschlossen, die konkreten Punkte zur Sanierung des Haushalts anzugehen. Er wolle dabei auch Steuerhinterziehung bekämpfen, sicherte Samaras zu.

Sowohl Merkel als auch Samaras versuchten in demonstrativer Einigkeit, die aufgeheizte Stimmung in beiden Ländern zu beruhigen. Samaras kritisierte, dass ranghohe Politiker Griechenland die Rückkehr zur Drachme nahe legten und so Investitionen und Privatisierungen behinderten: "Diese Kakophonie (...) schafft so dermaßen große Probleme, weil man den Eindruck hat, dass man umsonst kämpft". Dies müsse ein Ende haben, forderte Samaras eindringlich.

"Werden Verpflichtungen erfüllen"

Er betonte: "Griechenland wird seine Verpflichtungen erfüllen, wir sind schon dabei." Er sei überzeugt, dass der im September erwartete Fortschrittsbericht der Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF zeigen werde, dass die neue Regierung sehr bald zu Ergebnissen führen werde. "Wir möchten sobald wie möglich aus der Krise heraustreten", sagte er.

Vor dem Treffen hatte Samaras wiederholt gefordert, dem Land zwei Jahre mehr Zeit zur die Umsetzung der bis 2014 vereinbarten Reformen zu geben. Weitere Finanzhilfen für Athen sind in den Regierungsfraktionen und der Bevölkerung umstritten. Noch am Vormittag hatte der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder gesagt, die Euro-Zone könne einen Austritt Griechenlands verkraften. Dem ZDF-Politbarometer zufolge sind 67 Prozent der Bürger dagegen, dem Euro-Partner zusätzliche Zeit zur Umsetzung der international vereinbarten Reformen einzuräumen.

(APA/dpa)

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