Apples Triumph macht Microsoft stark

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Symbolbild(c) AP (Elaine Thompson)
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Samsungs Niederlage im Patentstreit gegen Apple bringt Googles Android-Lager in Bedrängnis und zieht die Fronten am globalen Smartphonemarkt neu. Lachender Dritter ist just das Unglücksduo Microsoft und Nokia.

Wien. Das überraschend klare Urteil im Patentstreit zwischen Apple und Samsung zieht die Fronten am globalen Smartphonemarkt neu. Der asiatische Herausforderer hatte sich zu dreist bei Apples geistigem Eigentum bedient, befand ein Gericht im kalifornischen San José und verurteilte Samsung am Freitag zu einer Geldstrafe von einer Milliarde US-Dollar, „Die Presse“ berichtete. Apple ist aber bei Weitem nicht der einzige Gewinner und Samsung nicht der einzige Verlierer dieses Verfahrens. Auch außerhalb des Gerichtssaals gibt es lachende Dritte. Wer profitiert vom Rückschlag der Südkoreaner?

Eines steht fest: Der Konsument ist es – zumindest im ersten Moment – nicht. Samsung bot eine gut funktionierende und günstige Alternative zu den iPhones des US-Unternehmens. Begnügt sich Richterin Lucy Koh nicht mit der Geldstrafe, sondern verordnet sie Mitte September auch einen Verkaufsstopp für die betroffenen Samsung-Geräte in den USA, ist Apples Dominanz am größten Markt bis auf Weiteres einzementiert.

Google nach dem Urteil kleinlaut

Das wären nicht nur schlechte Nachrichten für Samsung, sondern für alle Hersteller, die sich ebenso auf das Google-Betriebssystem Android konzentriert haben. Jeder von ihnen könnte als Nächster ins Visier der Apple-Anwälte geraten. Tatsächlich bekommen es auch die Investoren mit der Angst zu tun, ob sie mit Android auf das richtige Pferd gesetzt haben. Die Aktie von Samsung rutschte am ersten Handelstag nach dem Urteil um knapp acht Prozent ab – und vernichtete damit das Zehnfache der Strafe an Börsenwert. Auch die taiwanesische HTC, die bereits den Start eines Geräts wegen Streitereien mit Apple verschieben musste, und der Hersteller ZTE verloren kräftig.

Selbst Google, der Hersteller des zuletzt so erfolgreichen Betriebssystems Android, wirkt plötzlich nicht mehr so souverän. Nach dem Urteil war zunächst lange gar nichts aus der Google-Zentrale in Mountain View zu hören. Später hieß es in einer spärlichen Aussendung nur, dass der „Kern von Android nicht betroffen“ sei. Jeder am Smartphonemarkt würde sich bei „Ideen bedienen, die seit Dekaden bestehen“. Optimistisch klingt das nicht. Zuletzt investierte der Internetkonzern 12,5 Mrd. Dollar in die Mobilfunkpatente von Motorola, um sich gegen Klagen von Apple und Microsoft zu wappnen. Gereicht hat es offenbar nicht. Nun bleibt die Hoffnung, dass die Berufung von Samsung durchgeht.

Microsoft verdient gut an Android

Stattdessen schlägt mit dem Urteil die Stunde eines Duos, das beinahe schon abgeschrieben war. Der finnische Handybauer Nokia und der US-Softwareriese Microsoft, seit dem Vorjahr in einer Allianz unterwegs, haben plötzlich gute Karten. Beide sind nicht nur mit eigenständigen Produkten am Markt, sie haben vor allem auch Cross-Licensing-Verträge mit Apple geschlossen. Mit anderen Worten: Die drei Konzerne überlassen einander ihre Patente gegenseitig und verschonen sich mit Klagen.



Sowohl Microsoft als auch Nokia haben gute Nachrichten bitter nötig. Ihr gemeinsames Flaggschiff, Lumia, verkauft sich schlecht. Aber sie haben einen reichen Patentschatz und wissen ihn auch zu nutzen. Für jedes Android-Gerät, das verkauft wird, kassiert Microsoft schon heute fünf Dollar an Lizenzgebühren. Im zweiten Quartal spülten die Android-Hersteller 800 Millionen Dollar in die Kassen des Software-Riesen – mehr als das hauseigene Betriebssystem Windows Phone. Für das neue Lumia, das kommende Woche vorgestellt wird, stehen die Chancen nun deutlich besser. Der Blackberry-Hersteller RIM kann vom Ausrutscher der asiatischen Konkurrenz hingegen kaum profitieren. Die Kanadier brauchen zu lange, um neue Modelle auf den Markt zu bringen.

Spannend wird, ob Asiens Gerätehersteller nun von Google zu Microsoft überlaufen, wo sie vor Patentklagen gefeit wären. Samsung und HTC haben bereits angekündigt, Geräte für Windows' Phone 8 bauen zu wollen. Vielleicht bekommt das Projekt nun etwas mehr Augenmerk als bisher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2012)

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