Frage an die Politik: Darf jemand, der folternde Polizisten stützt, Chef werden?
Karl Mahrer ist ein freundlicher Mann, der oft mit einem Lächeln im Gesicht auftritt. Ihn zum zweitmächtigsten Polizisten der Stadt Wien zu machen ist schon allein deshalb ein guter Schachzug, weil er in den Medien und im Gespräch mit den Bürgern einen guten Eindruck hinterlässt. Karl Mahrer ist im Übrigen auch innerhalb der Polizei sehr freundlich. Er kümmert sich um seine Mitarbeiter und ermöglicht ihnen, mithilfe von Fortbildungskursen auf der Karriereleiter ein paar Schritte nach oben zu machen. Unter anderem auch einem jener Polizisten, die einen Schubhäftling fast zu Tode gequält haben. Nun, der Mann habe ja nur zugesehen, sagt Mahrer, er sei dafür auch verurteilt worden – und habe danach zur Aufklärung des Falles beigetragen.
Michael Häupl ist ein freundlicher Mann. Auch er kann in der Öffentlichkeit lächeln. Er kann aber auch sehr finster schauen. Und genau das sollte der Wiener Bürgermeister auch, wenn es darum geht, dass ein Mann, der einem Folterpolizisten auf der Karriereleiter nach oben helfen will, Stellvertreter des Wiener Polizeipräsidenten wird. Einfluss auf diese Entscheidung hätte er. Herr Häupl, wir warten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2012)