Martin Blessing, Chef der zweitgrößten deutschen Bank, kritisiert die EZB-Anleihenkäufe, aber auch die "übertriebenen" Gehälter für Bankmanager.
Commerzbank-Chef Martin Blessing hat den Kauf von Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten durch die EZB kritisiert. Die Bondkäufe verstießen gegen das Mandat der Zentralbank, sagte der Chef der zweitgrößten deutschen Bank am Mittwoch bei einer Bankentagung in Frankfurt. "Ich kann mir nicht vorstellen wie durch einen Rechtsbruch langfristig Vertrauen aufgebaut werden kann."
Die Notenbank bereitet derzeit ein neues Programm zum Kauf von Anleihen von Eurostaaten wie Spanien und Italien vor, um so deren Zinslast zu drücken. Details werden an diesem Donnerstag erwartet. "Es besteht die Gefahr, dass weiterhin nur Zeit gekauft wird, und der Reformdruck gemindert wird", sagte Blessing. "An einer Vergemeinschaftung von Schulden in Europa führt auf Dauer kein Weg vorbei."
Kritik an hohen Gehältern
Der Branche schrieb Blessing als Lehre aus der Dauerkrise seit der Lehman-Pleite im September 2008 eine dauerhafte Begrenzung von Boni ins Stammbuch. Es wäre seines Erachtens sinnvoll, "das in Teilen übertrieben hohe Gehaltsniveau in der Finanzdienstleistungsbranche weltweit jenem der Industrie wieder anzunähern", sagte der Manager.
"Einen Bonus auf Basis von Marktpreisen gehebelter Instrumente beziehungsweise Derivate mit mehrjährigen Laufzeiten zu berechnen und im Jahr der positiven Wertveränderung in Cash auszuzahlen - das ist aus meiner Sicht falsch." Gerade in diesem Bereich werde sich die Branche aber nicht selbst regulieren können. Blessings Vergütung war übrigens bis 2011 auf 500.000 Euro gedeckelt, weil die Bank Staatshilfe erhalten hatte. Auch sein erwartetes Millionengehalt in diesem Jahr ist in der Branche unterdurchschnittlich.
(APA/dpa/Red.)