Beamte, die am betreffenden Tag Kontakt mit dem Rabbiner hatten, haben sich gemeldet. Das Büro für Besondere Ermittlungen untersucht den Fall.
Im Fall der von Polizisten ignorierten antisemitischen Beschimpfungen sind nun drei Uniformierte ausgeforscht worden. "Die drei Beamten hatten normalen Gesprächskontakt mit dem Rabbiner, sind aber in keiner Weise Zeugen", sagte BPD-Sprecher Roman Hahslinger am Donnerstag.
Hahslinger berichtete am Mittwochabend, dass vermutlich noch weitere Beamte Kontakt mit jenem Rabbiner hatte, der am vergangenen Donnerstag nach eigenen Angaben von einem Fußballfan mit Worten wie "Juden raus! Heil Hitler!" angeschrien wurde. Das Büro für Besondere Ermittlungen (BBE) der Bundespolizeidirektion Wien hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die Beschimpfungen hätten vom Schwedenplatz bis zum Morzinplatz angedauert, so Hahslinger. Laut den Angaben wurde der Vorfall von in etwa drei Metern entfernten Polizeibeamten beobachtet. Er soll sich gegen 16.30 Uhr ereignet haben, als sich dort im Zuge des Fußball-Europa-League-Spiels gegen SK Rapid Anhänger der griechischen Fußballmannschaft PAOK Saloniki versammelt hatten.
Polizisten griffen nicht ein
Als der Betroffene die Polizisten fragte, ob sie nichts dagegen unternehmen wollten, bekam er laut seinen Angaben von einem der Beamten die Antwort: "Na hörn's, heut' is Fußball!" Der Fußball-Fan soll währenddessen noch immer mit zum Hitlergruß erhobener Hand vor dem Rabbiner gestanden sein. Laut dem Protokoll versuchte der Geistliche ohne Erfolg, weitere Polizeibeamte über den Vorfall zu informieren.
Durch das Nichteinschreiten der Beamten, die den Vorfall beobachtet hätten, steht der Verdacht des Amtsmissbrauchs im Raum. Man müsse vorerst die Ergebnisse der Einvernahmen abwarten und den Rabbiner anschließend mit den getätigten Aussagen der Polizisten konfrontieren. Frühestens dann könne man über mögliche dienstrechtliche Konsequenzen entscheiden.
Das BBE wird nach Abschluss seiner Untersuchungen seine Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft übermitteln, sagte Hahslinger der APA. Unabhängig davon sind Disziplinarverfahren gegen die Beamten möglich, mit Konsequenzen angefangen von einer Ermahnung bis zu einer Entlassung. Der Rabbiner sagte zur APA, dass die Führungsebene der Exekutive seine Schilderungen von dem Verstoß gegen das Verbotsgesetz "von Anfang an ernst genommen hat".