Fall Graf: Stifterin beklagt Ungereimtheiten in Buchhaltung

CAUSA GRAF: STIFTERIN GERTRUD MESCHAR
CAUSA GRAF: STIFTERIN GERTRUD MESCHARAPA/HELMUT FOHRINGER
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Gertrud Meschar berichtet über geänderten Abrechnungen und kritisiert, dass das Stiftungsvermögen immer weniger werde.

Gertrud Meschar hat am Donnerstag ihre Vorwürfe gegen den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) bekräftigt. Das Stiftungsvermögen werde "immer weniger", sagte sie gegenüber "Ö1". Meschar sprach außerdem über Ungereimtheiten bei Bilanzposten. So seien in der ersten Jahresbilanz Kosten von insgesamt über 7000 Euro für "Fachliteratur" und "Büromaterial" aufgeführt gewesen. Sie habe nach Rücksprache mit einer Richterin am Handelsgericht Graf darauf angesprochen. "Da hat sich der Buchhalter geirrt", sei dessen Antwort gewesen. "Dann habe ich eine zweite Abrechnung bekommen", und darin seien die Beträge dann für "Rechtsberatung und sonstige Beratung" ausgewiesen gewesen.

Schlecht beraten durch Graf fühlt sich Meschar auch in Details. So habe er einen Rasenmäher für sie angeschafft, aber: "Ich brauche ihn nicht! Da steht er jetzt, der Traktor!" Auch den Heckenschnitt auf Stiftungskosten habe der Dritte Nationalratspräsident vorgeschlagen.

"Wenn nichts da ist, kann ich nichts kriegen"

Generell bleibt Meschar dabei: Sie sei nicht ausreichend darüber aufgeklärt worden, was genau die Errichtung einer Stiftung bedeutet. 75.000 Euro habe sie nur für die Errichtung bezahlen müssen - "ich habe mir gedacht, das gehört zum Stiftungsvermögen". Ihr Ziel sei es gewesen, durch die Stiftung "so lange ich leb', versorgt" zu sein. Doch das Vermögen werde "immer weniger", und "wenn nichts da ist, kann ich nichts kriegen".

"Früher war es so, wenn ich Geld gebraucht habe, es waren Zinsen da von meinen Anleihen, da hab ich etwas abgehoben", so Meschar weiter. Doch nach der Stiftungserrichtung habe sie "das erste halbe Jahr gar nichts gekriegt". Dann habe sie mit Graf, der im Übrigen ihr ausschließlicher Kontakt zum Vorstand gewesen sei, 5.000 Euro pro Jahr in zwei Tranchen vereinbart. Dies sei bis 2011 auch bezahlt worden, "dann ist das eingestellt worden". Sie habe mit Graf auch ab "Juni 2010 überhaupt keinen Kontakt" mehr gehabt.

Meschar wäre es am liebsten, "wenn man die Stiftung auflösen könnte", meinte sie abschließend. "Damit ich über mein Geld, über meine Liegenschaften verfügen kann." Denn sie habe gedacht, "ich habe ein Mitspracherecht, und wenn ich etwas brauch, krieg' ich's". Graf dagegen habe wohl mit ihrem hohen Alter spekuliert, meint sie.

Die Frage nach einer Auflösung der Stiftung ist freilich nicht Gegenstand des aktuellen Verfahrens vor dem Handelsgericht. Dieses hat vielmehr zu entscheiden, ob es Meschars Antrag auf Abberufung des Stiftungsvorstand Folge leistet. Dessen Anwalt Hannes Füreder hält ein Aus für die Stiftung auch für keine gute Idee. Allein aufgrund der steuerlichen Belastung wäre dies "ein Riesenschaden für die Stiftung".

Gegen Graf und die anderen (Ex-)Vorstandsmitglieder ermittelt derzeit auch die Staatsanwaltschaft. Meschar soll demnächst einvernommen werden.

Causa Graf

Die heute 90-jährige Gertrud Meschar hat 2006 ihr gesamtes Vermögen (rund eine Millionen Euro) in eine Stiftung eingebracht. Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf wurde in den Vorstand berufen. Erst Jahre nach der Gründung der Stiftung habe sie erfahren, dass sie über ihr Vermögen nicht mehr bestimmen kann, sagt Meschar. Die Stiftung soll dann aus dem Vermögen der Frau sowie über einen Kredit einen Hausanteil gekauft haben, in welchem das Gasthaus von Grafs Bruder eingemietet ist. Die Stifterin bezweifelt, ob der Kaufpreis angemessen war, auch habe es bei den Mieteinnahmen Rückstände gegeben.

Der Stiftungsvorstand weist die Vorwürfe zurück. Beim Handelsgericht Wien ist ein Abberufungsantrag gegen den Vorstand anhängig. Graf hat sich Anfang Juni vom Vorstand zurückgezogen, auch Michael Witt kündigte an, den Vorstand zu verlassen.

(APA)

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