Der Regenwald macht sich den Regen selbst

Evaporation bringt Wasser in die Luft – und Pilze sorgen für Tröpfchen-Kristallisationskerne.

Seit Jahrhunderten ist umstritten, ob der Pflanzenbewuchs des Bodens auch die Wolken in den Lüften wachsen lässt, ob also insbesondere Wälder Regen machen. Die Vermutung liegt nahe, da Pflanzen viel Feuchtigkeit in die Luft bringen und Klimamodelle vor allem aus den Regenwäldern erhöhte Niederschläge bringen. Beobachtungen in Amazonien haben allerdings das Gegenteil gezeigt: Nach Abholzungen regnete es stärker. Aber das waren eher kleinräumige Beobachtungen, nun hat Dominick Spracklen (Leeds) erstmals die ganzen Tropen analysiert: Wenn Luft über Regenwälder zieht, hat sie zehn Tage später – und oft tausende Kilometer weiter – doppelt so viel Feuchtigkeit (Nature, 5.9.).

Aber Feuchtigkeit alleine macht keinen Regen, der braucht zur Tropfenbildung Kristallisationskerne. Dazu kann alles beitragen, was in der Luft schwebt, es muss nur groß genug sein. Und dabei liefert – wieder – der Regenwald Kaliumsalze, die von Pilzen emittiert werden, wenn sie ihre Sporen entleeren. An diese Salze lagern sich dann organische Emissionen von Pflanzen an – Terpene etwa –, und alle zusammen bilden die „sekundären Aerosole“, die den Regen bringen. Christopher Pöhlker (Mainz) hat den überraschenden Befund in der Region von Manaus in Amazonien gemacht (Science, 337, S.1075). jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2012)


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