Heimische Unternehmen in China

Elisabeth Steiger hat Manager in China und Österreich befragt, um Kriterien für Erfolg zu vergleichen: Die zwei Kulturen bewegen sich aufeinander zu.

Der Erfolg heimischer Unternehmen in China wird meist von westlichen Experten analysiert. „Das fördert aber unsere stereotypen Vorstellungen“, sagt Elisabeth Steiger, die seit ihrem Austauschsemester in Peking 2007 äußerst „sinophil“ ist. In ihrer Dissertation (WU Wien, Management, Betreuer Helmut Kasper) hat sie auch chinesische Experten und Manager (Männer und Frauen) befragt, um herauszufinden, welche Kriterien in China und in Österreich „Erfolg“ definieren. „Es zeigte sich, dass viele Einstellungen, die wir gegenüber chinesischen Firmenpartnern haben, nicht mehr zutreffen.“ Erstens waren die Unterschiede zwischen den beiden Managementkulturen nicht so groß, wie es selbst Steiger, die in beiden Welten lebt, erwartet hätte. „Das Stereotyp vom geldgierigen chinesischen Manager wurde nicht bestätigt.“ Zweitens geht es Chinesen nicht mehr nur um Technologietransfer: „Sie wollen freilich, dass moderne Technologie zu ihnen kommt, und man nicht alte Maschinen in den Osten schickt. Doch für chinesische Firmenpartner tritt vermehrt der Wissenstransfer bei Management, Mitarbeiterführung und Marketing in den Vordergrund.“ Außerdem suchen chinesische Unternehmen Zugang zum Markt in Europa. Das ist umgekehrt auch für Österreicher eine Motivation für Kooperationen: den Markt in Ostasien zu erobern. „Dazu muss man nicht nur den Firmennamen ins Chinesische übersetzen und das Logo nach chinesischen Kriterien gestalten, sondern die gesamte Strategie an die Besonderheiten des chinesischen Marktes anpassen.“ Deswegen werden immer mehr wichtige Positionen österreichischer Unternehmen in China mit chinesischen Mitarbeitern besetzt.

In einem Punkt waren sich chinesische und heimische Manager einig: Die Basis für den Erfolg ist der erwirtschaftete Gewinn. Österreicher denken aber langfristiger und strategischer als Chinesen, die ein Unternehmen oft schon als erfolgreich ansehen, wenn es überlebt. Doch eine strategische Ausrichtung wird auch für sie immer wichtiger. Den Chinesen ist das Vertrauen in den Partner viel wichtiger als den Österreichern. Letztere legen mehr Wert auf Kontrolle und die Einhaltung von Verträgen. „Auch beim sozialen Engagement hinken chinesische Firmen nicht hinterher: Sie investieren zusätzlich zu Großprojekten noch mehr in lokale Institutionen wie Fußballvereine oder Altersheime als die österreichischen“, erklärt Steiger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2012)

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