Größtes wirtschaftliches Hemmnis: Mangel an qualifiziertem Personal

(c) REUTERS (HERWIG PRAMMER)
  • Drucken

Die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs hänge stark mit der Qualität des Bildungssystems zusammen, warnt das Wifo.

Wien/J.n. Momentan ist die wirtschaftliche Performance Österreichs im OECD-Vergleich sehr gut. Ob das auch im Jahr 2025 noch der Fall sein wird, hängt vor allem von einem ab: der Bildung. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Bildung 2025“, die vom Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Auftrag des Unterrichtsministeriums erstellt wurde.

Schon jetzt gebe es eine „gewisse Spannung zwischen angebotener und nachgefragter Qualifikation“ von Arbeitskräften, warnt Wifo-Chef Karl Aiginger. Die Regierung habe einen Gestaltungsauftrag. Denn: „Wenn wir nicht mehr machen, dann wird der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zum großen wirtschaftlichen Hemmnis“, sagt Aiginger.

Dass Bildung und wirtschaftlicher Erfolg eng zusammenhängen, zeigen die Ergebnisse der Studie. Seit dem Jahr 1985 sind jene Wirtschaftsbereiche, in denen niedriger Qualifizierte beschäftigt sind, immer weniger wichtig geworden (dazu zählt etwa die Bekleidungsindustrie). Der Wertschöpfungsanteil dieser Industrien ist in Österreich seither um fünfzehn Prozentpunkte geschrumpft. Dieser Rückgang ist auch im internationalen Vergleich hoch. Im Durchschnitt der EU-15 lag der Rückgang bei sieben Prozentpunkten. Der gegenteilige Trend zeichnet sich bei Industrien mit höherer Qualifikationsintensität ab (dazu zählt etwa die Herstellung von Werkzeugmaschinen). Diese haben in Österreich ihren Anteil an der Wertschöpfung um sieben Prozentpunkte steigern können. Gebraucht werden aber nicht nur Hochqualifizierte, sondern auch mittlere Qualifikationen, wie sie etwa in der Holz- und Metallverarbeitung gefragt sind. Für die heimische Wirtschaft sei ein „Mix an Qualifikationen“ am besten, betonte Aiginger.

Berufsbildendes Schulsystem ist top

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sieht sich durch die Studie bestätigt. Vor allem das berufsbildende Schulsystem spiele für die österreichische Performance bis 2025 eine zentrale Rolle. Genau das sei die Stärke Österreichs. So bestätigt die Studie „Bildung auf einen Blick“, dass Österreich OECD-weit das am stärksten ausgebaute beruflich orientierte Bildungssystem hat. Weniger positiv sieht Aiginger die Situation: „In der Bildung bewegt sich zwar etwas, aber sie ist immer noch eine Baustelle.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schule

Mehr Unterricht: Lehrergewerkschaft gesprächsbereit

Laut der OECD-Bildungsstudie unterrichten Österreichs Lehrer weniger als Kollegen im Ausland, verdienen aber mehr. Schmied pocht schon lange auf eine Aufstockung der Unterrichtsverpflichtung.
OECD Unterricht fuer Lehrer
Schule

OECD: Unterricht für Lehrer nur ein Drittel der Arbeit

In der Klasse verrichten Österreichs Lehrer nur einen relativ kleinen Teil ihrer Arbeit.Hauptschullehrer etwa sind deutlich unter OECD-Schnitt.
Leitartikel

Leistungsfähige Schulen benötigen eine fähige Politik

Die Forderung nach einer Gesamtschule ist in der Theorie richtig. Scheitert in der Praxis aber an der bildungspolitisch visions- und mutlosen Regierung.
Schule

OECD-Studie: Nur ein Viertel schafft Aufstieg durch Bildung

Österreich ist im Hintertreffen gegenüber den 34 abgefragten Industrienationen. 75 Prozent der Bevölkerung kommen über Bildungsabschluss der Eltern nicht hinaus. Bei Uni-Abschlüssen hinkt Österreich hinterher.
Akedemiker Besonders deutliche nachteilige
Hochschule

Akademiker: "Besonders deutliche nachteilige Situation"

Während in anderen Ländern immer mehr junge Leute einen Hochschulabschluss haben, stagniert der Wert in Österreich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.