Die Arbeitgeber der Metaller beharren auf getrennten Verhandlungen. Nun gibt die Gewerkschaft nach, die Lohnrunde startet. „Wir gehen davon aus, dass wir zügig einen ordentlichen Abschluss erreichen“, so Proyer.
Wien/Hie. Die Herbstlohnrunde ist offiziell noch nicht einmal eröffnet, trotzdem wird bereits gefeilscht. Als Erste hat diesmal die Gewerkschaft nachgegeben: Sie hat sich bereit erklärt, mit den sechs Fachverbänden der Metallindustrie getrennt zu verhandeln. Die Arbeitgeberseite hat im Frühjahr angekündigt, nicht mehr in einem großen Verband über die Löhne und Gehälter der rund 175.000 in der Metallindustrie Beschäftigten verhandeln zu wollen. Die Gewerkschaft wehrte sich zunächst dagegen. Das bedeute einen Bruch der Sozialpartnerschaft, hieß es von den Arbeitnehmervertretern. Sogar von Streik war bereits die Rede gewesen. Nun hieß es, man habe sich bis zuletzt um eine gemeinsame Verhandlungsrunde bemüht und bedauere, dass man dies bis dato nicht habe vereinbaren können.
„Wir gehen davon aus, dass wir relativ zügig einen ordentlichen Abschluss erreichen“, sagte Karl Proyer, stellvertretender Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten. Am 19. September würden – wie von der Gewerkschaft gewünscht – die Forderungen übergeben. „Und dann werden wir sehen, wie sich das entwickelt.“ Von Kampfmaßnahmen ist derzeit jedenfalls nichts zu hören. „Es gibt im Moment keinen Grund, mit irgendetwas zu drohen“, sagt Proyer.
Die Arbeitgeberseite wollte eigentlich schon am 10. September mit den Verhandlungen beginnen. Da wollte der Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), mit 116.000 Beschäftigten der größte der sechs Fachverbände, in die heurige Herbstlohnrunde starten. Doch die Gewerkschaft kündigte an, zu diesem Termin auf keinen Fall zu erscheinen. Also fiel diese erste Runde ins Wasser.
Gewerkschaft will gemeinsamen KV
Zwar dürfte sich die Gewerkschaft nun damit abgefunden haben, dass es nicht zu gemeinsamen Verhandlungen kommt. Trotzdem hofft sie weiter auf einen einheitlichen Kollektivvertrag für alle Branchen. Für die Arbeitgeberseite ist das allerdings vom Tisch. Ein einheitlicher Kollektivvertrag wäre das Gegenteil von getrennten Verhandlungen, hieß es vom FMMI.
Im Frühjahr hatte der FMMI angekündigt, sich aus dem seit Jahrzehnten bestehenden Lohrundenverband herauszulösen. Die anderen Fachverbände zogen nach. Die Unternehmervertreter begründen dies damit, dass ein Flächen-KV nicht mehr zeitgemäß sei, weil sich die Branchen zu unterschiedlich entwickelten. Für die Gewerkschaft bedeutet dies einen Machtverlust.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2012)