Peking torpediert die Versuche, Grenzkonflikte durch multilaterale Verhandlungen zu lösen.
Tokio/Peking/Ag. Der Streit um die Senkaku-Inselgruppe im Ostchinesischen Meer ist kein Einzelfall – auch Chinas Beziehungen zu seinen südlichen Nachbarn werden immer problematischer. Bei den Streitigkeiten mit Malaysia, Brunei, Vietnam und den Philippinen geht es um Territorialansprüche im Südchinesischen Meer. Und in diesen Fällen versucht China, seine Gegner zu isolieren und gegeneinander auszuspielen.
Noch bis vor Kurzem hat die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN als geeignetes Forum für die Lösung der überlappenden Konflikte gegolten. Doch die Organisation ist diskreditiert, seit Kambodscha den letzten ASEAN-Gipfel im Juli platzen ließ – auf Geheiß Chinas, wie vermutet wird. Bei dem Treffen hätte vereinbart werden sollen, dass Lösungen im Grenzstreit gemeinsam gefunden werden sollen – und nicht bilateral, wie es Peking gern hätte. Den USA, die sich für einen multilateralen Ansatz ausgesprochen hatten, ließen die chinesischen Machthaber über ihr Sprachrohr „Volkszeitung“ ausrichten, Amerikas Versuche, „Zwietracht zu säen“, seien unerwünscht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2012)