Insel-Streit: Konzerne halten Produktion in China an

Anti-japanische Proteste in Chengdu
Anti-japanische Proteste in Chengdu(c) REUTERS (JASON LEE)
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Der Insel-Streit spitzt sich zu: Die USA stehen Japan im Falle eines Angriffs bei und bauen ihre Raketenabwehr aus - offiziell wegen Nordkorea. Wegen anti-japanischer Proteste stoppen Panasonic und Canon die Produktion.

Der Konflikt zwischen Japan und China um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer spitzt sich dramatisch zu, am Montag überschlugen sich die Ereignisse: Nach gewaltsamen anti-japanischen Protesten in China kündigten zunächst die zwei japanischen Konzerne Canon und Panasonic an, ihre Produktion im Reich der Mitte teilweise und vorübergehend einzustellen. Die USA sprangen Tokio mit der Ankündigung zur Seite, die Raketenabwehr in Japan auszubauen - offiziell wegen Nordkorea. Gleichzeitig versicherte Tokio, dass Washington im Falle eines chinesischen Angriffs auf das umstrittene Atoll an Japans Seite eingreifen würde. Dann setzte es die nächste Provokation: Eine Flotte chinesischer Fischerbotte soll sich auf dem Weg zu den umstrittenen Inseln befinden. Zudem drohte China den Japanern über das "Volksblatt" mit Sanktionen.

Japanische Autos in Flammen

Aber der Reihe nach: Seit Jahrzehnten schwelt ein Konflikt zwischen China und Japan um fünf unbewohnte Inseln, in deren Umfeld reichlich Ölvorkommen vermutet werden. China nennt das Atoll Diaoyu, Japan Senkaku. In der Vorwoche drohte das Pulverfass hochzugehen. Japan erklärte in der Vorwoche, drei der Inseln von einem japanischen Geschäftsmann gekauft zu haben. In China entluden sich daraufhin anti-japanische Ressentiments, japanische Autos brannten. Es kam zu Angriffen auf japanische Restaurants und andere Unternehmen. Angeblich gingen auch Autohäuser von Toyota in Flammen auf.

Die Elektronikhersteller Canon und Panasonic reagierten: Beide stellten den Betrieb in mehreren chinesischen Fabriken notgedrungen bis Dienstag ein. Dabei erwirtschaftet Canon in China höhere Umsätze als auf dem japanischen Heimmarkt. Und der japanische Konzern Sony riet seinen Mitarbeitern, vorläufig nicht unbedingt notwendige Reisen nach China zu unterlassen. Auch mehrere japanische Geschäfte hatten am Montag in China geschlossen.

Die USA mischen in dem Konflikt ebenfalls mit - auch aus geopolitischem Interesse, um einen Machtausbau Chinas in der Region zu verhindern. Die USA kündigten an, ihre Raketenabwehr in Japan zu verstärken. Ein zweiter Radarschirm soll errichtet werden - "um besser auf eine Bedrohung durch ballistische Raketen aus Nordkorea reagieren zu können", kündigte US-Verteidigungsminister Leon Panetta am Montag bei einem Besuch in Tokio an. Japan sieht sich auch sonst durch die USA geschützt, wie der japanische Außenminister Koichiro Gemba am Montag betonte. Er berief sich auf einen bilateralen Sicherheitsvertrag, der auch die umstrittenen Inseln abdecke. Die USA müssten also im Falle eines chinesischen Angriffs auf die Inselgruppe dem japanischen Verbündeten beistehen.

Ausgerechnet in dieser aufgeheizten Stimmung zeichnete sich die nächste Provokation ab: Die deutsche Nachrichtenagentur dpa meldete, dass sich eine Flotte chinesischer Fischerboote auf dem Weg zu der Inselgruppe befinde. "Mit dem Beginn der Fangsaison ist eine große Anzahl an Booten ausgelaufen", teilte das chinesische Landwirtschaftsministerium mit. Trotz des Insel-Konflikts könnten die Fischer selbst ihre Fanggründe wählen. Das Ministerium versicherte, die Fischer jedenfalls zu beschützten. Rund 1000 von 10.000 ausgelaufenen Fischerbooten sollen die umstrittene Inselgruppe ansteuern.

China droht mit Sanktionen

Auch ein Kommentar in der "Volkszeitung" heizte den Konflikt an: Das kommunistische Parteiorgan drohte Japan mit Sanktionen. Wichtige Wirtschaftsbereiche wie Produktion, Finanzen, Exporte nach China sowie Importe "strategisch wichtiger Materialen" könnten Ziel solcher Strafmaßnahmen werden.

Ein Handelskrieg werde zwar beide Länder treffen, aber China sei entschlossen, die Konsequenzen zu tragen, die für Japan viel "katastrophaler" wären. "Würde Japan lieber noch einmal zehn Jahre verlieren - oder wäre es sogar bereit, um 20 Jahre zurückzufallen?", fragte der Kommentator. Zwar lehne Peking Wirtschaftssanktionen zur Lösung internationaler Konflikte prinzipiell ab, sollte Japan jedoch seine "Provokationen" vorantreiben, werde diese Maßnahme für China "unvermeidlich", hieß es.

Der Insel-Konflikt

Die unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer wird von beiden Ländern beansprucht. China hat vergangene Woche sechs Boote zum Archipel geschickt, um seinen Anspruch auf die strategisch bedeutenden Inseln zu bekräftigen. Zuvor hatte Japan angekündigt, drei der fünf Inseln von einem japanischen Geschäftsmann kaufen zu wollen. Rund um die Inseln werden bedeutende Öl- und Gasvorkommen vermutet.

(APA/Reuters/Red.)

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