Der umstrittene Treibstoff E10 kommt vorerst nicht. Minister Berlakovich setzt die Einführung aus, bis die Situation auf EU-Ebene geklärt ist.
Der umstrittene Agrotreibstoff E10 (Benzin mit zehnprozentiger Ethanolbeimischung) kommt vorerst nicht. Zwei Wochen vor der geplanten Einführung am 1. Oktober hat nun VP-Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich nach heftigem politischen Gegenwind - auch aus der eigenen Partei -die Notbremse gezogen und den Start in Österreich vorläufig ausgesetzt. Als Grund nennt er das Ziel einer europaweit einheitlichen Einführung.
"Ich habe mit Klimakommissarin Hedegaard und Energiekommissar Öttinger gesprochen. Es ist sinnvoll, die Einführung von E10 in Österreich zum jetzigen Zeitpunkt auszusetzen, bis die Situation auf europäischer Ebene geklärt ist", erklärte der Minister in einer Aussendung am Montagabend. Die SPÖ zeigt sich in einer Aussendung "erleichtert" über die Entscheidung: "Mit Essen tankt man nicht! Das scheint nun auch der Minister eingesehen zu haben", so Petra Bayr, Bereichssprecherin für globale Entwicklung.
EU-Kehrtwende bei Biosprit
Vorige Woche hatte der Minister noch an einer stufenweisen Einführung mit Monatswechsel festgehalten. Damals hatte die EU eine Kehrtwende vollzogen, weil wissenschaftliche Studien zeigen, dass Biosprit doch nicht so umweltfreundlich ist wie angenommen. "DiePresse.com" berichtete.
Laut einem Gesetzesentwurf, dessen fertige Fassung die EU-Kommission im Oktober präsentieren will, soll die Subventionierung von Biosprit in einigen Jahren komplett eingestellt werden. Außerdem soll der Anteil von landwirtschaftlich erzeugten Kraftstoffen bis 2020 auf fünf Prozent des Energieverbrauchs im Verkehr begrenzt werden.
E10 ein Flop in Deutschland
Derzeit liegt der Beimischungsgrad beim Benzin in Österreich bei knapp über fünf Prozent und schon jetzt wird die Hälfte des dafür benötigten Rohstoffes (Getreide, Mais, Zuckerrübe) aus dem benachbarten Ausland eingeführt. Umweltschützer und NGOs kritisieren, dass durch Agrotreibstoffe mit der Nahrungsmittelherstellung konkurrenziert wird, was von Berlakovich, Bauernbund und Landwirtschaftskammer zurück gewiesen wird. Die Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ wiederum sehen Motorenprobleme und fürchten teurere Treibstoffpreise, da der "Biosprit" im Regelfall teurer ist als fossile Treibstoffe. Eine Steuerbegünstigung, wie sie derzeit bei E5 der Fall ist, lehnte VP-Finanzministerin Maria Fekter ab.
In Deutschland ist E10 ein Flop, ähnliches wurde auch für Österreich befürchtet. Dabei hatte Berlakovich sehr ehrgeizige Pläne: Er wollte bereits in zwei Jahren einen Anteil von E10 am Gesamtbenzinabsatz von 50 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es E10 nun seit fast zwei Jahren, dort beträgt der Anteil laut Mineralölindustrie knapp 20 Prozent. Bis zum Jahr 2017 wollte Berlakovich einen E10-Anteil von 95 Prozent erreichen, meinte er Ende August.
(APA/Red.)