Der wieder aufgetauchte KP-Kronprinz Xi Jinping kritisiert gegenüber dem US-Verteidigungsminister Tokios Haltung im Inselstreit. Das Vorgehen Japans im Inselstreit mit China sei eine „Farce“, so Xi.
Peking/Ag./Red. „Ich wünsche aufrichtig, dass Ihr Aufenthalt ein Erfolg wird.“ Mit diesen betont freundlichen Worten begrüßte Xi Jinping den US-Verteidigungsminister Leon Panetta in Peking. Für den chinesischen Vizepräsidenten, der demnächst Hu Jintao an der Spitze von Staat und KP beerben soll, war es der erste hochrangige Auftritt seit seinem unerklärten Verschwinden vor gut zwei Wochen. Über die Gründe für Xis Absenz wird nach wie vor gerätselt – vermutet wird eine Rückenverletzung. Bei seinem gestrigen Treffen machte der 59-Jährige jedoch einen rüstigen Eindruck. Und energetisch scheint Xi ganz auf der Höhe zu sein, wie seine Charge gegen Japan belegt. Das Vorgehen Japans im Inselstreit mit China sei eine „Farce“, die Regierung in Tokio sollte sich in ihrem Verhalten zügeln, wetterte Xi.
Dass diese verbale Breitseite im Beisein von Panetta erfolgte, hat einen guten Grund: Die USA sind Schutzmacht Japans und haben in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Schutzverpflichtung für alle japanischen Inseln gilt – auch die umstrittenen. Der jüngste Streit zwischen Peking und Tokio dreht sich um ein unbewohntes Atoll im Ostchinesischen Meer, das in Japan als Senkaku und in China als Diaoyu bekannt ist. Der Kauf von drei Inseln durch die japanische Regierung hat in den vergangenen Tagen zu den größten antijapanischen Protesten in China seit Jahren geführt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2012)