Krebserregender Gen-Mais? Debatte um Verbot in EU

Archivbild - Ein Gen-Maiskolben auf einem gekennzeichneten Maisfeld in Froehstockheim bei Kitzingen in Deutschland.
Archivbild - Ein Gen-Maiskolben auf einem gekennzeichneten Maisfeld in Froehstockheim bei Kitzingen in Deutschland.(c) AP (Michael Probst)
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"NK 603" ist als Futter- und Lebensmittel erlaubt, darf aber noch nicht angebaut werden. Österreich könnte ein nationales Anbauverbot verhängen.

Eine französische Studie über die genveränderte Maissorte NK 603 sorgt in ganz Europa für Aufregung. Darin heißt es, dass das in der EU bereits als Futter- und Lebensmittel erlaubte Produkt des US-Nahrungsmittelriesen Monsanto bei Ratten krebserregende Wirkung gezeigt habe. In einer ersten Reaktion erwägt das österreichische Gesundheitsministerium im Falle einer Zulassung zum Anbau ein nationales Anbauverbot. Frankreich will sich für ein Verbot von gentechnisch veränderten Lebensmitteln in der EU einsetzen, sollten sich die jüngsten Erkenntnisse über dramatische Gesundheitsgefahren bestätigen.

"Angesichts dieser neuen Studie muss die EU-Kommission ihr Prüfverhalten überdenken und das Zulassungsverfahren muss eingehend überprüft werden", hielt Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) in einer Aussendung vom Donnerstag fest. "Ich habe ein rasches Verfahren von einigen Wochen verlangt, um die wissenschaftliche Stichhaltigkeit dieser Studie zu überprüfen", sagte Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault in der ostfranzösischen Stadt Dijon.

"Erschreckende Ergebnisse"

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 sprach von "erschreckenden Ergebnissen": "Nach nur wenigen Monaten zeigten mit Genmais gefütterte Ratten massive gesundheitliche Beeinträchtigungen. Bereits nach vier Monaten erkrankten die männlichen Tiere an Tumoren der Leber und der Nieren. Bei weiblichen Tieren zeigten sich zusätzlich nach sieben Monaten auch Geschwüre an der Brust. Die mit Genmais gefütterten Ratten starben wesentlich früher als jene, die mit 'normalem' Mais gefüttert wurden." Die Studie sollte am Donnerstag in Brüssel präsentiert werden.

Die genveränderte Maissorte NK 603 des Konzerns Monsanto kann in der Europäischen Union wie sonstiger Mais als Futtermittel oder in verarbeiteten Produkten verwendet werden, darf in der EU jedoch nicht angebaut werden. Seit 2005 ist die Sorte aber als Lebensmittel zugelassen. Sie darf zum Beispiel als Stärke und Öl sowie als Bestandteil anderer Lebensmittel verkauft werden. Die Produkte müssen gekennzeichnet werden - als "gentechnisch veränderter Mais" oder "aus gentechnisch verändertem Mais hergestellt".

Zulassung ante portas

Heidemarie Porstner, Gentechnikexpertin bei Global 2000, zeigte sich erschüttert: "Der untersuchte Gentech-Mais NK 603 ist in den USA als Nahrungsmittel zugelassen. Nach Europa wird er als Futtermittel für die Fleischproduktion importiert. NK 603 steht auf der Liste der gentechnisch veränderten Maissorten, die demnächst auch in Europa zum Anbau zugelassen werden könnten. Die Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) lautet, NK 603 sei genau so sicher wie konventioneller Mais. Man darf gespannt sein, wie die Bewertung der EFSA ausfällt, nachdem die Rattenstudie offiziell präsentiert worden ist."

"Wir werden die Studie selbstverständlich analysieren", betonte Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Sie bestärke jedenfalls die kritische Haltung Stögers bezüglich der Zulassung gentechnisch veränderter Lebensmittel in Europa. "Man sollte die Studie auch in Brüssel ganz genau prüfen." Für Expertisen und detaillierte Schlüsse sei es, so Fußeis, derzeit noch zu früh. Nur so viel: "Wir haben bisher immer noch nationale Anbauverbote verhängt, und das werden wir auch diesmal tun, sollte dieses Produkt zugelassen werden."

Paris und Brüssel hatten am Mittwoch nach der Veröffentlichung der Studie ihre Gesundheitsbehörden eingeschaltet. In der Europäischen Union sind der Genmais MON810 von Monsanto und die Kartoffel Amflora des deutschen Unternehmens BASF für den Anbau zugelassen. Weitere Genpflanzen sind zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmitteln erlaubt.

(APA/AFP/dpa)

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