Finanzmarktaufsicht lässt Telekom zappeln

Mexican tycoon Carlos Slim arrives to attend the XVIII Plenary Meeting of the Circulo de Montevideo in Mexico City
Mexican tycoon Carlos Slim arrives to attend the XVIII Plenary Meeting of the Circulo de Montevideo in Mexico CityREUTERS
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Beteiligung. Weil die Telekom eine Bank besitzt, muss jeder neue Großaktionär den Fit & Proper-Test durchlaufen. Nach Ronny Pecik wird nun Carlos Slim geprüft.

[Wien] Am 9. Oktober wählen die Aktionäre der OMV in einer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) den neuen ÖIAG-Chef Rudolf Kemler zu ihrem Aufsichtsratspräsidenten. Zwei Tage später erfolgt die Kür bei der Post. Bei der Telekom Austria, der dritten Beteiligung der Staatsholding, muss sich Kemler noch gedulden.

Der Grund ist weder der pralle Terminkalender von Telekom-Boss Hannes Ametsreiter noch der von Aufsichtsrats-Vize Ronny Pecik. Vielmehr prüft die Finanzmarktaufsicht (FMA) den Verkauf von Peciks Aktienpaket an den mexikanischen Milliardär Carlos Slim und seinen Konzern America Movil. Dazu ist die Finanzpolizei berechtigt, weil die TA eine Bank besitzt - die Paybox Bank. Über dieses Institut werden Bezahlungen über das Handy abgewickelt.

Klare Verhältnisse vor der HV

Die FMA sieht sich den Deal genau an. Fast zu genau, wird bei der Telekom mit hörbarer Nervosität moniert. Solange das FMA-Ergebnis nicht vorliegt, kann der Deal nicht abgeschlossen werden. Die HV könnte zwar während der Prüfung stattfinden, man wolle jedoch klare Verhältnisse, heißt es im Konzern. Schließlich soll nicht nur Kemler, sondern mit Oskar Von Hauske Solis auch ein zweiter Vertreter Slims (neben Pecik) in den Aufsichtsrat gewählt werden. Zwei außerordentliche HVs wären allein aus Kostengründen nicht argumentierbar.

Bei der FMA sieht man die Sache pragmatisch und lässt sich nicht drängen. Zumal die Telekom die Unterlagen erst herausgerückt haben soll, nachdem die FMA die mexikanische Wertpapieraufsicht eingeschaltet hatte. „Wenn ein Konzern eine Bankkonzession besitzt und sich direkt oder indirekt eine Beteiligung mit über zehn Prozent ändert, müssen wir prüfen, ob der neue Aktionär geeignet ist, die nachhaltige Entwicklung des Konzerns zu unterstützen", erklärt FMA-Sprecher Klaus Grubelnik auf „Presse"-Anfrage. Dieser Fit & Proper-Test (ob der neue Aktionär den Anforderungen des Bankwesengesetzes entspricht) sei schon vor Monaten bei Pecik eingeleitet worden. Dessen Check habe sich mit dem Verkauf seines Aktienpakets an Slim Mitte Juni erübrigt. Für Slims Test habe man vom Gesetz her bis Ende November Zeit. Diese Frist dürfte die FMA aber doch nicht ganz ausschöpfen.

Slim hält über die America Movil und die dem Konzern zugerechnete holländische AMOV 6,75 Prozent an der Telekom und kauft Pecik weitere 16,1 Prozent ab. Mit den 3,14 Prozent, die Slims Familienstiftung Immobilaria Carso besitzt, käme Slim auf eine Sperrminorität von 25,9 Prozent. Die Übernahmekommission würde sich ab einer Beteiligung von 30 Prozent einschalten - oder wenn Slim und die ÖIAG, die 28,4 Prozent hält, einen Syndikatsvertrag schließen.

Aktienkurs rutscht ab

Pecik hat sein Paket um 9,50 Euro je Aktie verkauft. Für den Fall, dass der Kurs in den nächsten drei Jahren über diese Marke steigt, würde Pecik 15 Prozent der Differenz erhalten. Derzeit bewegt sich die Aktie allerdings in die Gegenrichtung und notiert bei 6,32 Euro.

Mehr Glück hat Pecik mit seinem Ansinnen nach Veränderungen im Konzern. Am Mittwoch wurde das Ausscheiden von Technikvorstand Walter Goldenits offiziell gemacht (die „Presse" berichtete exklusiv am 31. August). Als Nachfolger soll Bereichsleiter Marcus Grausam gute Karten haben. Strategische Fragen stehen bei der Telekom-Aufsichtsratssitzung am Montag im Mittelpunkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21. September 2012)

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