Europäische Kommission will eine neue französische Untersuchung von genmutiertem Getreide prüfen. Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa hatte der Maissorte des US-Konzerns Monsanto die Unbedenklichkeit bescheinigt.
Brüssel/go. Eine aufsehenerregende Studie über die Langzeitfolgen von gentechnisch verändertem Mais des US-Konzerns Monsanto bringt die Europäische Kommission in eine unangenehme Lage. Ein Team von Molekularbiologen um Professor Gilles-Eric Séralini von der Universität von Caen hatte Laborratten über einen längeren Zeitraum mit der Monsanto-Maissorte NK603 und Wasser gefüttert, welches das Monsanto-Unkrautvernichtungsmittel Roundup in einer Dosis enthält, die nach US-Vorschriften erlaubt ist (der Mais NK603 ist resistent gegen Roundup). 50 Prozent der männlichen und 70 Prozent der weiblichen Ratten dieser Gruppe starben verfrüht an schweren Leber- und Nierenschäden sowie an Krebsgeschwüren in den Milchdrüsen. Von einer zweiten Gruppe von Ratten, die normales Futter erhielten, starben hingegen nur 30 Prozent der Weibchen und 20 Prozent der Männchen verfrüht.
Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa hatte dieser Maissorte am 27. Mai 2009 im Auftrag der Kommission die Unbedenklichkeit bescheinigt. Die Forscher um Séralini argumentieren, dass ihre Studie etwaige Risken realistischer erfasst, denn in den Efsa-Studien werden Ratten nur 90 Tage lang mit den zu prüfenden Pflanzen gefüttert. Damit können aber gesundheitliche Spätfolgen an den Ratten nicht erfasst werden. Efsa und Kommission erklärten nun, die Studie prüfen zu wollen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2012)