In Pakistan brennen Kinos, Demonstranten liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. Mindestens 16 Menschen sterben.
In der islamischen Welt sind wie befürchtet nach den Freitagsgebeten neue gewaltsame Proteste gegen den in den USA produzierten Mohammed-Film aufgebrandet. In Pakistan kam es zu schweren Ausschreitungen. Mindestens 16 Menschen starben. Nach Angaben aus Krankenhäusern wurden außerdem mindestens 200 weitere Menschen verletzt.
Im nordwestpakistanischen Peshawar wurden demnach vier Menschen getötet - drei Demonstranten und der Fahrer eines Privatfernsehsenders. In der südlichen Metropole Karachi gab es neun Tote, darunter einen Polizisten.
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Nach Polizeiangaben beteiligten sich in Karachi mehr als 20.000 Menschen an den Protesten. Die Behörden blockierten die Zufahrtsstraßen zum US-Konsulat in Peshawar sowie zu den Büros westlicher Hilfsorganisationen und anderen potenziell gefährdeten Gebäuden mit Schiffscontainern. Eine aufgebrachte Menge zündete vier Kinos an, wie Augenzeugen berichteten.
Landesweit gingen in Pakistan zehntausende Menschen gegen den Film "Unschuld der Muslime" und die Karikaturen in der französischen Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" auf die Straßen.
Zusammenstöße auch in Indien
Im indischen Teil Kaschmirs protestierten ebenfalls zahlreiche Menschen gegen die USA. In der Regionalhauptstadt Srinagar kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, wie indische Medien berichteten. Um eine weitere Verbreitung des Mohammed-Schmähfilms zu verhindern, hatte die indische Regierung zuvor bereits Telefon- und Internetverbindungen in Kaschmir einschränken lassen.
In Malaysia protestierten mehrere tausend Menschen friedlich gegen das Video. Regierungschef Najib Razak bezeichnete den Film als "tief verletzend", rief seine Landsleute aber auf, Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass die Proteste nicht in Gewalt ausarten. In Tunesien verbot die Regierung aus Furcht vor gewalttätigen Ausschreitungen alle für Freitag geplanten Demonstrationen und Versammlungen.
In vielen islamischen Ländern rund um den Globus kocht seit mehr als einer Woche die Wut auf den Westen hoch. Neben dem Mohammed-Video sorgten in den vergangenen Tagen auch Karikaturen des Propheten, die das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in seiner aktuellen Ausgabe publizierte, für Wirbel. Im Iran versuchten hunderte Islamisten am Donnerstag Frankreichs Botschaft zu stürmen. Auch in Afghanistan gingen aufgebrachte Muslime auf die Straße.
Obama schaltet Werbespots in Pakistan
Die US-Regierung versucht unterdessen, die gewaltsamen Proteste in der muslimischen Welt einzudämmen und aufgebrachte Gläubige zu besänftigen. Rund 70.000 Dollar (54.000 Euro) habe das Weiße Haus für Werbeplätze in sieben pakistanischen TV-Sendern ausgegeben, sagte US-Aussenamtssprecherin Victoria Nuland in der Nacht auf Freitag in Washington. Man wolle sich in 30-sekündigen Spots von dem Anti-Islam-Video distanzieren.
In dem Beitrag, der mit Untertiteln in Urdu versehen ist, betont US-Präsident Barack Obama, die Vereinigten Staaten seien ein Land, das seit seiner Gründung alle Glaubensrichtungen akzeptiere. US-Außenministerin Hillary Clinton erklärt darin weiters, dass die Regierung der USA mit dem islamfeindlichen Video "absolut nichts" zu tun habe. "Wir lehnen den Inhalt und die Botschaft absolut ab." Der Spot endet mit dem US-Wappen, um den offiziellen Charakter des Spots zu unterstreichen.
(APA/Reuters/Red.)