Komödie im Arbeitermilieu: Ostrowski in Eisenerz

(c) Manfred Werner (Manfred Werner)
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Vor Industrieruinen in Eisenerz steht Michael Ostrowski aktuell vor der Kamera und dreht den Kinofilm „Die Werkstürmer“, und nimmt dort den Arbeitskampf auf.

Eingeschlagene Fensterscheiben, bröckelndes Mauerwerk, rostige Metallstreben. Die Fabrikshalle auf einem Eisenerzer Firmengelände hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen. Nicht so Michael Ostrowksi. Der obersteirische Schauspieler ist karrieretechnisch viel beschäftigt. Aktuell steht er in Eisenerz für den Kinofilm „Die Werkstürmer“ vor der Kamera. Am Rande eines in den grauen Schotter gezeichneten Fußballfeldes schreit er seine Kommentare in Richtung Mannschaft. Auf seinen Schultern trägt er eine braune Jacke mit der Aufschrift: „Trainer“.

Ostrowski spielt in „Die Werkstürmer“, einer Komödie von Novotny&Novotny, die im Sommer 2013 in die Kinos kommen soll, Patrick Angerer, Arbeiter im örtlichen Stahlwerk und Trainer des FC Stahlwerk. „Er ist sicher kein Superhero. Er ist ein Typ, der nichts von sich aus tut, sich treiben lässt. Durch die sich verändernden Lebensumstände wird er allerdings zum Handeln gezwungen“, erklärt Ostrowski. Erst verlässt ihn seine große Liebe in Richtung Wien. Als auch die Lohnverhandlungen scheitern, werden Angerer und seine Kollegen aus dem Werk ausgesperrt.

„Es ist eine Komödie, aber mit ernsten Elementen“, sagt Ostrowski im Gespräch mit der „Presse“. Regisseur und Drehbuchautor Andreas Schmied hat dem Rottenmanner die Rolle auf den Leib geschrieben. „Weil er einmal etwas anderes von mir sehen wollte, nämlich etwas Ernsteres, Dramatischeres.“ Angesiedelt im Arbeitermilieu greift das Drehbuch Probleme auf, die in Eisenerz allgegenwärtig sind: Kampf um Arbeit und Existenz, Zukunftssorgen. Einst Hauptstadt der österreichischen Eisenstraße, schwindet seit Jahrzehnten die Bevölkerung dahin. Teile der unbewohnten Häuser werden „rückgebaut“, also abgerissen.

Andreas Schmied wusste aus eigener Erfahrung, was er in sein Drehbuch schreiben wollte. Sein Vater ist Stahlarbeiter, er selbst hat in Jugendjahren in der Montanindustrie die Ferienzeit verbracht. „Es ist das Beste, was ich bislang geschrieben habe“, sagt Schmied über sein Regiedebüt. „Ich habe immer davon geträumt, Filme zu drehen.“ Über den Umweg ATV ist Schmied Drehbuchautor geworden. „Ich bin Autodidakt“, sagt er von sich selbst. Er hat viele Filme angesehen, sich das Beste von vielen anderen für sich selbst herausgenommen. So hat er auch Petra Korner gefunden – Kamerafrau von internationalem Rang mit österreichischen Wurzeln. Sie hat schon mit Größen wie Wes Craven, Ben Kingsley oder Kim Basinger gedreht. Dennoch versuchte Schmied sein Glück – per Mail. „Und sie hat dann relativ schnell zugesagt“, erinnert sich Schmied.

Qualität hat oberste Priorität beim Erstlingswerk des in Wien lebenden Steirers. „Andreas ist es nicht nur um eine gute Geschichte gegangen. Er wollte auch perfekte Bilder“, erzählt Ostrowski. Die weibliche Hauptrolle an seiner Seite spielt Hilde Dalik, Ensemblemitglied der Josefstadt und bekannt aus „Die Lottosieger“ sowie „Contact High“. Als Exfreundin von Ostrowskis Figur kehrt sie mit ihrem neuen Verlobten, der bei den Gewerkschaftsverhandlungen mitmischt, nach Eisenerz zurück. „Babs befindet sich auf einer Reise zu sich selbst“, schildert Dalik. „Sie ist in ihrem Leben einmal kurz falsch abgebogen und muss nun den richtigen Weg wiederfinden.“ Für Dalik sind die Dreharbeiten der erste Besuch in Eisenerz – und sie hatte Schlimmes befürchtet: „Alle haben nur erzählt, wie schlecht das Wetter hier sein soll, dass hier alles trostlos und keine Menschen auf den Straßen sein sollen. Dabei ist es hier so schön, die Aussicht auf die Berge ist sensationell.“

Menschen bewegen sich aktuell in Eisenerz nicht zu wenige. Das Team von „Die Werkstürmer“ umfasst rund 70 Personen. Die Hotelzimmer in der Region sind ausgebucht. Auch weil einen Ort weiter, in Radmer, Wolfgang Murnberger für den ORF den Krimi „Steirerblut“ dreht – und so wie Andreas Schmied Eisenerz in diesem Herbst in Szene setzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2012)

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