Minidividende spart Telekom Austria 150 Millionen Euro

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Die drastische Kürzung der Dividende lässt die Telekom-Aktie auf ein Allzeittief fallen. Das trifft die Staatsholding ÖIAG mehr als den mexikanischen Großaktionär Carlos Slim, er ist der reichste Mann der Welt.

Eines muss man Ronny Pecik lassen: Er geht bei seinen Investments nicht nur Risikos ein – er hat auch ein feines G'spür für den richtigen Moment für den Ausstieg. Pecik ist im Oktober 2011 bei einem Wert zwischen acht und 8,50 Euro je Aktie bei der Telekom Austria (TA) eingestiegen. Das hat den Kurs kurzzeitig auf über neun Euro getrieben. Um 9,50 Euro je Aktie hat Pecik sein Paket im Juni an den mexikanischen Milliardär Carlos Slim und dessen America Movil verkauft – gestern, Dienstag, wurde der Deal geschlossen.

Am Dienstag war die Telekom-Aktie allerdings nur mehr 5,70 wert – zwischenzeitlich sackte sie mit 5,47 Euro sogar auf ein Allzeittief ab. Schuld an dem mehr als siebenprozentigen Absturz war die starke Kürzung der Dividende von 38 auf fünf Cent je Aktie für heuer und 2013, die der Aufsichtsrat am Montag beschlossen hatte.

Hat Slim also zu teuer gekauft? „Nein“, lautet die klare Antwort von Bernd Maurer, Analyst der Raiffeisen Centrobank (RCB). „America Movil hat ein klares strategisches Ziel, das lautet Europa. Der erste Schritt ist über die Telekom und die niederländische KPN gelungen. Da geht es nicht um kurzfristige Kursgewinne, sondern langfristige Interessen“, sagt Maurer zur „Presse“.

Deshalb glaubt der RCB-Spezialist auch, dass die Mexikaner ihren Anteil, der inklusive der von Slims Familienstiftung gehaltenen 3,14 Prozent bei 25,9 Prozent liegt, aufstocken werden. Dann könnte die Aktie wieder Aufwind bekommen – und Pecik in den Genuss des mit Slim vereinbarten Aufschlags kommen. Für den Fall, dass der Kurs in den nächsten drei Jahren über 9,50 Euro steigt, würde Pecik 15 Prozent der Differenz erhalten.

Dort muss das Papier aber erst hinkommen – ein steiniger Weg, sind sich die Analysten einig. Die Telekom kämpft wie viele europäische Rivalen mit der Abwanderung von Festnetzkunden, einem enormen Preisdruck im Mobilfunk und Umsatzeinbußen durch Regulierungsmaßnahmen der EU. Eine Absenkung der Roaminggebühren um einen Euro kostet die TA rund 60 Mio. Euro im Jahr. Bei der TA kommt noch der Gegenwind in Zentral- und Osteuropa dazu.
Gleich vier Banken haben ihre Empfehlungen revidiert: Die RCB stufte die Aktie von Kaufen auf Halten zurück und senkte das Kursziel von 8,50 auf 6,80 Euro. Die Berenberg Bank belässt die Verkaufsempfehlung, senkt aber das Kursziel von 6,20 auf 5,90 Euro. Die Deutsche Bank bleibt bei Halten, reduziert das Kursziel aber von 7,50 auf sieben Euro.

Nicht nur Analysten werteten die Dividendenpolitik der TA bisher als zu großzügig, zumal die Ausschüttungen an die Substanz gingen. Auch die Halbierung der Dividende für 2011 auf 38 Euro sei zu üppig gewesen. Die nunmehrige Kürzung sei daher richtig, weil der Konzern das Geld brauche. Sie falle allerdings überraschend drastisch aus, hieß es in Finanzkreisen. „Wir interpretieren das als Indikation, dass die Markterwartungen für 2013 zu optimistisch sind“, schreibt Maurer in seiner Analyse. Die zweite Dividendenkürzung binnen zehn Monaten konterkariere zudem die Glaubwürdigkeit des Managements.

Der Dividendenschnitt, mit dem sich die Telekom rund 146 Mio. Euro spart, wird auch von Telekom-Betriebsratschef Walter Hotz und Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger begrüßt. Rasinger meint sogar, dass man die Ausschüttung ganz hätte aussetzen sollen, bis der Konzern wieder substanzielle Gewinne schreibt. Er mokiert sich darüber, dass es des Herrn Pecik bedurft habe, dass beim Vorstand und Aufsichtsrat wirtschaftliche Vernunft eingekehrt sei.

Neben Slim ist übrigens die ÖIAG der größte „Verlierer“: Die Staatsholding, die 28,4 Prozent an der Telekom hält, bekommt für 2012 nur mehr 6,29 Mio. Euro Dividende. Im Vorjahr waren es noch 47,8 Mio. Euro. Die Minderung des Beteiligungsertrags ist eine bittere Pille für Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP).

Mit dem Dividendenschnitt ist die Telekom nicht allein. Bereits vor Monaten schraubten Telefon-Riesen wie France Telecom oder Telefonica wegen der schwachen Wachstumsaussichten auf ihren Heimatmärkten ihre Ausschüttungen zurück. Die Deutsche Telekom hingegen hält an der versprochenen Gewinnbeteiligung von 70 Cent pro T-Aktie fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2012)

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