Wie Stronach die Wahl 2013 gewinnen will

Stronach Wahl 2013 gewinnen
Stronach Wahl 2013 gewinnen(c) Dapd (Lilli Strauss)
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Magna-Gründer und Sportmäzen Frank Stronach stellte seine Partei im Schloss Schönbrunn vor - mit einem Vorabprogramm und viel Pathos. „Ich bin der, der die Werte vorgibt“, stellt Stronach klar.

Wien. Manchmal, erzählt Frank Stronach, gehe er allein in den Wald, setze sich auf einen Stein oder einen Baumstumpf und spreche ein Gebet. Dann danke er Gott für so viel Glück im Leben und verspreche, dass er der Welt etwas davon zurückgeben werde.

An nordamerikanischem Pathos und großväterlichen Weisheiten mangelt es nicht, als Frank Stronach am Donnerstag dieses „etwas“ der Öffentlichkeit vorstellt. Es ist ausdrücklich keine Partei, sondern eine Bewegung und hört auf den Namen „Team Stronach“. 2013 wird sie bei der Nationalratswahl antreten, um – so hofft ihr Erfinder – nicht nur dieses Land zum Guten zu verändern. „Der 27. September 2012“, sagt Frank Stronach, „wird in die Geschichte Österreichs und auch in die Geschichte der Welt eingehen“.

Der Magna-Gründer und Sportmäzen, unlängst 80 Jahre alt geworden, steht auf einer Bühne in der Orangerie von Schloss Schönbrunn, es ist Donnerstagvormittag, elf Uhr. Der Saal ist überfüllt mit Journalisten, Interessenvertretern und Fans. Nach einem Stronach-Werbevideo samt Grußbotschaft von Bill Clinton hält der Gastgeber eine Grundsatzrede, die stark biografisch gefärbt (vom Hunger leidenden Steirerbub zum Milliardär) und bisweilen ambivalent ist. Er sei kein Politiker, sondern ein Mann des Volkes, erklärt er in aller Bescheidenheit – um wenig später die „golden rule“ zu wiederholen: „Wer das Gold hat, macht die Regeln.“

Dieser Leitspruch gilt freilich auch für seine Bewegung. „Ich bin der, der die Werte vorgibt“, stellt Stronach klar. Im Statut heißt es dazu: Die Partei werde „nach außen vom Obmann allein vertreten“. Das wird auch in Schönbrunn sichtbar: Ganz hinten im Saal gibt es einen Stehtisch für die Parteimitglieder rund um Ex-SPÖ-Mandatar Gerhard Köfer und den einen oder anderen BZÖ-Abtrünnigen. Vorne auf der Bühne aber zieht Stronach allein sein Showprogramm durch.

Schelte für Pröll und Merkel

Viel Zeit für Inhalte bleibt dabei nicht. Es gebe zwar eine vorläufige Fassung (siehe nebenstehenden Bericht) – aber fertig werde das Parteiprogramm erst im April sein. Die wesentlichen Punkte nimmt Stronach nur in groben Zügen vorweg: Er trete für eine „Fair Tax“ ein, eine Einheitssteuer von 25 Prozent. Gleichzeitig brauche es eine Verwaltungsreform. Und die Regierung müsse zu einem ausgeglichenen Budget verpflichtet werden. Denn: „Zu viele Schulden sind schlecht, das weiß jede Hausfrau und jeder Bauer.“

Überhaupt geht der Politneuling mit den Regierungsparteien hart ins Gericht. Die ÖVP? Sei eine Bankenpartei. Und die SPÖ? „Ich habe geglaubt, das ist eine Arbeiterpartei. Aber die haben die Arbeiter verraten.“ Als „größten Schmähtandler“ tadelt Stronach den niederösterreichischen Landeshauptmann: Erwin Pröll gebe ihm zuerst keine Genehmigungen für Projekte. Danach habe er „die Frechheit“, zu sagen, dass ein Frank Stronach nur Baustellen hinterlasse.

Die EU begreift der austrokanadische Unternehmer als notwendiges Friedensprojekt: Daheim im steirischen Weiz habe er den Zweiten Weltkrieg noch miterlebt, deshalb befürworte er heute ein starkes, vereintes Europa. Aber mit der Gemeinschaftswährung hat Stronach ein Problem: „Wenn sich mehrere Nachbarn eine Geldbörse teilen, kann das nicht gut gehen.“ Jedes Land sollte stattdessen seinen eigenen Euro haben.

Eine große Mitschuld an der Eurokrise gibt Stronach der deutschen Kanzlerin. Angela Merkel sei „entweder dumm oder spielt mit den Banken mit“, analysiert er. Keines von beiden helfe den Bürgern Europas.

Kritik an seiner Person hört Stronach dagegen nicht so gern. Als ein älterer Herr im Publikum zu fragen wagt, ob es denn wahr sei, dass der Magna-Gründer Geld in der Schweiz veranlagt habe, wird der kurz ungehalten: „Ich weiß nicht, welche Interessen Sie vertreten. Sozialistische Partei? Oder sind Sie Gesandter von der Roten Armee?“ Er zahle überall brav Abgaben, die meisten in Kanada und rund eine Million Euro in Österreich. Interesse an seiner Person hätten nämlich viele: „Für jedes Land bin ich ein großer Fisch und jeder will ein Stück davon.“

Köfer will nicht in den Parlamentsklub

Neue Mitstreiter präsentiert Stronach am Donnerstag nicht. Dem Vernehmen nach gibt es – nach Robert Lugar, Erich Tadler und Elisabeth Kaufmann-Bruckberger – weitere BZÖ-Abgeordnete, die sich ihm anschließen könnten bzw. wollen (was im BZÖ bestritten wird). Fünf aus derselben Partei bräuchte das Team Stronach, um im Parlament relativ sicher Klubstärke zu erreichen. Intern aber regt sich schon erste Kritik: „Sollten da wirklich welche dazustoßen, die die Klubstärke ermöglichen, werde ich diesem Klub nicht angehören“, versicherte Gerhard Köfer, vormals SPÖ, dem Fernsehsender ATV.

Stronach beeindruckt das nicht wirklich. Er erwarte, dass seine Bewegung bei der Wahl die meisten Stimmen erhalte, sagt er. Ob er das ernst meine, fragt ein Journalist. „Das heißt nicht, dass man Erster wird, aber man muss sich hohe Ziele stecken.“

Die Schlussworte spricht Stronach nach einer Stunde und 45 Minuten – und formuliert einen weiteren Wunsch. Auf seinem Grabstein solle dereinst stehen: „Frank Stronach hat immer sein Wort gehalten, und er war ein guter Mensch.“ Dann steigt er von der Bühne und verschwindet in der Menge.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2012)

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