Stronach feiert Parteigründung mit 2000 Fans

"A Bier wär mir lieber": Stronach feiert mit 2000 FansAPA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Nach der Vorstellung seiner Partei lud Frank Stronach am Donnerstagabend ins niederösterreichische Magna Racino und wetterte gegen Politiker und ORF.

Als "Mann des Volkes" bezeichnet sich Frank Stronach selbst. Genau dieses pilgerte am Donnerstagabend ins niederösterreichische Ebreichsdorf, wo im "Magna Racino" die Geburt einer Partei gefeiert wurde. Rund 2000 Sympathisanten hörten dem austrokanadischen Unternehmer eine Stunde lang zu, als er seinen ganz persönlichen Tellerwäscher-Mythos zum Besten gab, den Euro verdammte und erklärte, wie er die Republik von Schulden und Misswirtschaft heilen will. Zur Stärkung gab es Leberkässemmeln, Schnitzel und Frankfurter.

Das Racino, Stronachs "Weißes Haus", prangt mitten im niederösterreichischen Acker. Den dortigen VP-Landeshauptmann Erwin Pröll hatte der Neo-Politiker bei einer Pressekonferenz am Vormittag dennoch gegeißelt - ebenso wie die Sozialdemokratie. Der ehemalige steirische SP-Nationalratsabgeordnete Christian Faul, der nun in Stronachs Team mitspielt, verzeiht seinem neuen Chef: "Er hat sich eher auf die Wiener Sozialdemokratie konzentriert und nicht auf die steirische."

--> Umfrage: Können Sie sich vorstellen, Stronach zu wählen?

"Der Strache kann reden, was er will"

Wie Faul sind so gut wie alle Besucher bedingungslose Stronach-Fans. Einige Gesichter kennt man von jenen Veranstaltungen, bei denen BZÖ-Gründer Jörg Haider seine Reden schwang. Stronachs Wählerpool ist bunt. Und unzufrieden. "Österreich ist krank", konstatiert ein Besucher, einem anderen ist die FPÖ auch nicht mehr recht: "Der Strache kann reden was er will, zum Schluss macht er sich eh alles mit den Roten und Schwarzen aus."

Golfplatz-Chansonier Michael Seida darf die Veranstaltung musikalisch eröffnen - unter anderem mit einer Galionsfigur der amerikanischen linken Arbeiterbewegung: Woody Guthries "This Land is Your Land" (in einer halsbrecherischen Übersetzung ins Deutsche). Dann Stronachs Mitstreiter: "Ich bin der Gerhard Köfer und bin Bürgermeister von Spittal an der Drau." Oder: "E.T., Erich Tadler ist mein Name. Ich bin nicht der Außerirdische." Robert Lugar dankt seinem neuen Chef, "dass er mir die Flügel, die man mir gestutzt hat, wieder anmontiert hat".

"Jetzt geht's los", wird Stronach selbst auf der überdimensionalen Videowand angekündigt. "Er prahlt nicht", meint die Moderatorin, trotzdem erzählt der Umjubelte etwa, dass Queen Elizabeth eine "ganz nette Frau" sei. Stronach erzählt überhaupt gerne Geschichten, vorzugsweise seine eigene. Etwa als er als hungernder wie weltoffener Bub nach Kanada kam und ausgerechnet einen Job in einer Krankenhausküche bekam - als Tellerwäscher. "Manche Mädchen haben dann nicht einmal nahe getanzt." Den "Männerberuf" hat er bekanntlich doch noch gefunden.

"A Bier wär mir lieber"

Attacken gibt es diesmal nicht nur auf heimische wie deutsche Politiker (Angela Merkel muss entweder "dumm" sein, "oder sie spielt mit den Banken zusammen"). Auch der präsente öffentliche Rundfunk bekommt einen Hieb ab: "Der ORF ist nur negativ", beschwert sich der Unternehmer über kritische Fragen und erntet dafür stürmischen Applaus. Den bekommt er auch, als er das auf die Bühne gebrachte Getränk mit den Worten "A Bier wär mir lieber" ablehnt. Und auf die Frage, was die Leute in Europa wollen, schreit eine Frau aus dem Publikum: "Den Schilling!"

Auch auf das nachträgliche Abfeiern des 80. Geburtstags hat Stronachs Team nicht vergessen. "My Way" und eine "Sachertorte" mit weißer Glasur beenden die Show. "Heute, der 27. September 2012, wird in die Geschichte Österreichs eingehen", vergisst der Jubilar nicht zu sagen, bevor er sich beim Auszug ein wenig "unter die Leute mischt".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Stronach
Politik

Stronach: "Ich bin kein Politiker"

Der angriffslustige Neo-Parteichef ließ sich im ORF über Politberater, Politik und Journalisten aus. Inhaltlich blieb er vage.
Stronach Wahl 2013 gewinnen
Innenpolitik

Wie Stronach die Wahl 2013 gewinnen will

Magna-Gründer und Sportmäzen Frank Stronach stellte seine Partei im Schloss Schönbrunn vor - mit einem Vorabprogramm und viel Pathos. „Ich bin der, der die Werte vorgibt“, stellt Stronach klar.
Innenpolitik

Die Eckpunkte von Stronachs Grundsatzprogramm

Die Eckpunkte von Frank Stronachs vorläufigem Grundsatzprogramm - verglichen mit dem Status quo und einer ersten Bewertung unterzogen.
Leitartikel

Das beste Programm für Stronach

Solange die Regierung der beste Wahlhelfer ist, überdeckt dies manche Lücke in der Stronach-Fibel. Selbst deren Vorsicht hat der Neopolitiker schon verinnerlicht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.