Alexander Ehrmann

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Von einer Grätzelapotheke in die Welt: Alexander Ehrmann expandiert mit der Naturkosmetik der Saint Charles Gruppe bis nach New York und Tokio und hat ein Faible für Kreativkooperationen.

Wenn Alexander Ehrmann an seinem Milchkaffee nippt, ist er durch die Beschriftung seines Häferls unmissverständlich als „Herr Apotheker“ ausgeschildert. Das passt ganz gut, gehört er doch einer Familie an, die sich im Salzburgischen seit sechs Generationen der angewandten Pharmazie widmet. Sein Urgroßvater, Martin Ehrmann, gründete vor 150 Jahren sogar den österreichischen Apothekerverband. Den jungen Alexander zog es jedoch nach absolviertem Pharmaziestudium und ersten Gehversuchen in der väterlichen Apotheke nach Wien, wo er zunächst eine Apotheke in Döbling übernahm. Dann kam der Umzug nach Mariahilf und damit die Geburtsstunde der „Saint Charles Gruppe“.

Tokio, New York, Berlin. Den Anfang machte eine 2002 übernommene, auch heute noch bestehende Apotheke. Mit einem „heiligen Karl“ hat sie aber nur bedingt zu tun – das sei zum einen eine Hommage an den Großvater seiner Frau, den Karl, und zum anderen ein kleiner Jux. „Apotheken heißen ja meistens nach einem Heiligen“, meint Alexander Ehrmann, „und dann haben wir uns aber für die englische oder französische Version, je nach Lesart, entschieden.“

Für die auch weiterhin mondänen Pläne von Alexander Ehrmann ist diese humorvoll weltgewandte Herangehensweise charakteristisch: Während er die Nachbarschaftsapotheke an der Gumpendorfer Straße, mitten im Mariahilfer Kreativgrätzel, zum fixen Standbein seines Unternehmens ausbaute, expandierte er auch in andere Bereiche. 2006 startete er als gastronomisches Experiment eine „Alimentary“-Schiene, und zeitgleich wurde eine Naturkosmetiklinie lanciert. „Der Gedanke ,Was bei uns vor der Nase wächst, soll zum Einsatz kommen‘ war schon bei meinem Vater präsent. Auch ich bin der Überzeugung, dass ein Inhaltsstoff nicht um die halbe Welt fliegen muss“, bemerkt Ehrmann. Schon als Bub habe er im Keller des Elternhauses Tonika angerührt, „das Interesse an Naturkosmetik und Pharmazie sind Hand in Hand gegangen“.

Produktion vor Ort mit Inhaltsstoffen heimischen Ursprungs ist wichtigstes Standbein der „Saint Charles Cosmetics“-Linie. Dass diese Herangehensweise dem Zeitgeist entspricht, belegt der Erfolg der Produkte im In- und Ausland. „Wir verkaufen auch in Japan und den USA, zum Beispiel der ,Neuen Galerie‘ von Ronald Lauder in New York“, erzählt Alexander Ehrmann, der trotzdem immer die Kapazitäten seiner Produktionsstätten im Auge behält.
Ehrmanns Vertriebspartner für die Kosmetika sitzt in Deutschland, was für nachhaltiges Wachstum sorgen soll: „Dass unser Vertriebspartner aus Deutschland kommt, hängt auch damit zusammen, dass die Deutschen bei solchen Sachen in größeren Dimensionen zu denken gewohnt sind. Darum tun sich da auch gleich ganz andere Möglichkeiten auf. Wir werden aber auf jeden Fall weiterhin zur Gänze in Österreich produzieren, das ist mir ganz wichtig.“ Seine Kooperation mit dem Wiener Naturkosmetikunternehmen „Less Is More“ möchte er also fortführen. Überhaupt hebt er seine Freude an Kreativkooperationen hervor: So komponierte er auch den (noch nicht offiziell lancierten) Duft für das Wiener Designerduo „Wendy & Jim“.

Über die Grenzen des Landes schielt Ehrmann mit dem Franchisingprogramm seines Apothekenkonzepts – so soll mittelfristig die Expansion nach Deutschland und in die Schweiz erleichtert werden. In Berlin gibt es zum Beispiel bereits einen Satelliten der Wiener „Saint Charles“-Apotheke. Auf sein Wiener Grätzel vergisst Ehrmann aber auch nicht. Für Anfang 2013 ist der Start eines neuen Nahversorgerlokals gemeinsam mit dem Adamah-Hof und dem Bäcker Josef geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2012)


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