Ethik für alle kostet 90 Millionen Euro pro Jahr

Ethik fuer alle kostet
Ethik fuer alle kostet(c) FABRY Clemens
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Das Unterrichtsministerium hat drei verschiedene Varianten berechnet. Ethik als alternativer Pflichtgegenstand würde pro Jahr 40 Millionen kosten.

Die Einführung eines Fachs Ethik in der Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe; berufsbildende mittlere und höhere Schulen, BMHS) würde je nach Modell zwischen 25 und 90 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich kosten. Das zeigen Modellrechnungen des Unterrichtsministeriums zu drei Varianten eines Schulfachs Ethik, die am Montag an das Parlament übermittelt wurden. Die Kosten für die Ausbildung und Lehrmaterial sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.

Der Bericht soll Grundlage für eine Diskussion des Themas auf breiter parlamentarischer und gesellschaftlicher Basis über den Kreis der Regierungsparteien hinaus sein, heißt es in einer Aussendung des Unterrichtsministerium. Die drei Modelle sollen dabei verschiedene Positionen bei der parlamentarischen Enquete im Frühjahr 2011 abbilden.

Würde "Ethik" als alternativer Pflichtgegenstand zum Religionsunterricht eingeführt, würde das pro Jahr rund 40 Mio. Euro kosten. Dieses Modell entspricht dem Schulversuch "Ethikunterricht", der derzeit kostenneutral an rund 200 Standorten durchgeführt wird: Nur Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, erhalten Ethikunterricht. Das Ministerium ist in seiner Berechnung davon ausgegangen, dass etwa 30 Prozent der Schüler der Sekundarstufe II betroffen wären. Diese Variante wird von der ÖVP und Kirchenvertretern bevorzugt.

Würde Ethik als eigenständiger zusätzlicher Pflichtgegenstand für alle Schüler eingeführt, würde das bei einer Wochenstunde pro Schulstufe 45 Mio. Euro zusätzlich pro Jahr kosten, bei zwei Wochenstunden wären es rund 90 Mio. Euro. Diese Variante wird von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) forciert.

Die günstigste Möglichkeit wäre es laut Bericht, Ethik zum Bestand des Lehrplans eines Pflichtgegenstands (z.B. Psychologie/Philosophie) zu erklären. Würde dafür die Stundentafel der Sekundarstufe um zwei Stunden erhöht, würde das 25 Mio. Euro zusätzlich kosten. Ohne Aufstockung der Stundentafel wäre eine Abdeckung von Ethik in verwandten Fächern kostenneutral möglich, heißt es in dem Bericht.

Muslime für Kurz-Modell

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat sich am Montag für das von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) erarbeitete Konzept ausgesprochen, wonach Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, zum Besuch von Ethikunterricht verpflichtet werden. Ethikunterricht dürfe kein Ersatz des konfessionellen Religionsunterrichts sein und nicht zu dessen Schwächung führen, betonte die IGGiÖ am Montag in einer Aussendung.

Religionsunterricht an Österreichs Schulen sei unabhängig von der Konfession ein wichtiges Mittel zur Identitätsfindung, und das Wissen über eigene und andere Religionen und Weltanschauungskonzepte bilde die Grundlage für ein respektvolles Miteinander. "Daher sollen alle Schülerinnen und Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, die Möglichkeit bekommen, diese durch den Ethikunterricht vermittelt zu bekommen", heißt es in der Aussendung.

Katholische Aktion: Religion als Recht

Unterstützt wird das VP-Konzept auch von der neu gewählten Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ), Gerda Schaffelhofer. Diese bezeichnete in einer Stellungnahme gegenüber der Kathpress konfessionellen Religionsunterricht als ein Recht des Kindes und ein vorrangiges Bildungsziel. Es sei "begrüßenswert, wenn Kinder und Jugendliche, die ohne religiöses Bekenntnis oder vom Religionsunterricht abgemeldet sind, wenigstens einen Ethikunterricht besuchen sollen".

Denn auch diese Schüler bräuchten Hilfestellungen, um ihre Lebensorientierung zu finden. Gleichzeitig kündigte Schaffelhofer an, Tendenzen, die einen allgemeinen Ethikunterricht als Ersatz für den Religionsunterricht forcieren und diesen zur Privatsache erklären, "mit Entschiedenheit entgegenzutreten".

(APA)

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