Die ÖVP gebe der Diskussion um den Uni-Zugang den falschen "Drall", sagt Andrea Kuntzl.
Wien/Thea/Apa. Eigentlich wollten SPÖ und ÖVP in den Verhandlungen über den Uni-Zugang demonstrativ Einigkeit signalisieren. Jetzt übt SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl heftige Kritik an der ÖVP. Der Koalitionspartner gebe der Diskussion um das Modell, das bald präsentiert werden soll, absichtlich den falschen „Drall“. Derzeit stünden vor allem die (der ÖVP so wichtigen) Zugangsbeschränkungen im Zentrum – und nicht der „massive Ausbau der Kapazitäten“, der Kuntzls Meinung nach zentrales Thema sei. Wie „Die Presse“ berichtete, dürfte sich die Koalition in den kommenden Tagen darauf einigen, fünf weitere Studienrichtungen zu beschränken.
Kuntzl verrät, dass man sich mit Uni-Minister Karlheinz Töchterle darauf geeinigt habe, 100 neue Professorenstellen für „stark nachgefragte Fächer“ zu schaffen. Auch eine „bessere regionale Verteilung“ der Studenten soll zu guten Betreuungsquoten beitragen. Zugangsbeschränkungen seien erst „das letzte Mittel“. Dass es sich bei den „stark nachgefragten“ Fächern um Architektur, Biologie, Pharmazie, Informatik und Wirtschaftswissenschaften handle, will Kuntzl mit Verweis auf laufende Verhandlungen „noch nicht bestätigen“.
Minister „am Weg ins Mittelalter“
Auch Frauenministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) ist nicht gut auf Töchterle zu sprechen. Sie wirft ihm vor, „am Weg ins Mittelalter zu sein“. Der Grund: Töchterle sieht in der gendergerechten Auswertung des Medizin-Aufnahmetests „eine problematische Diskriminierung der Burschen“. Das sagte er der „Kleinen Zeitung“ als Reaktion auf die Klage eines abgewiesenen Bewerbers, der vor den VfGH zieht. Er klagt wegen Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes, nachdem die Uni den Test nach Geschlechtern getrennt auswertete.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2012)