Griechenland. Die Regierung will in eine Rennstrecke investieren, obwohl sie nicht einmal Geld hat, Autobahnen fertig zu bauen.
Athen/C.g. Förderwürdig erachtete dieser Tage die griechische Regierung die Investition in eine Autorennstrecke in Chalandritsa 20 Kilometer südlich von Patras auf dem Peloponnes. Um die 95 Millionen Euro will die „Aftokinitodromio Patras AG“ in den Bau einer Formel-1-tauglichen Rennstrecke samt Hubschrauberlandeplatz, Marina und Hotelinfrastruktur investieren. Fast ein Drittel der Kosten – 28,9 Millionen Euro – will die Regierung für den Bau aus nationalen Fonds zuschießen – zur selben Zeit stehen freilich Autobahnprojekte still, weil kein Geld vorhanden ist.
Hinter der Gesellschaft stehen unter anderem die Region Achaia, die Stadt Patras und andere Gemeinden der Region, die örtliche Kammer und die lokale Genossenschaftsbank. Nach der Argumentation der lokalen Träger soll die Investition hunderte Arbeitsplätze schaffen und Touristen in den West-Peloponnes locken. An der Finanzkraft der Region und der Gemeinden muss gezweifelt werden, doch der Hauptaktionär, die Gesellschaft „Elliniko Auftokinitodromio AG“, macht schnell klar, dass es sich bei den Plänen um keinen Marketing-Gag handle. Hinter dieser Gesellschaft mit einem Kapital von über 25 Mio. Euro steht der Chef einer der größten Baufirmen Griechenlands, der Aegek AG.
Die geplante Subvention des Staates stieß umgehend auf Kritik: Einerseits wolle man die risikoreiche Investition in eine Rennstrecke fördern, hieß es, auf der anderen Seite aber bliebe die lebenswichtige Verkehrsader vom Fährhafen Patras nach Korinth eine einspurige „Todesstrecke“, weil die Arbeiten aus Geldmangel zum Stillstand gekommen sind.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2012)