In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ warnte Antonis Samaras vor gesellschaftlichen Verwerfungen und einem Nährboden für extreme Kräfte. Samaras lobte allerdings auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Athen/Ag./Wb. Der griechische Ministerpräsident hat die Situation in seinem Land mit jener der Weimarer Republik kurz vor Hitlers Machtübernahme verglichen. In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ warnte Antonis Samaras vor gesellschaftlichen Verwerfungen und einem Nährboden für extreme Kräfte. Als Beispiel nannte er neben den Linksradikalen die faschistische Partei „Goldene Morgenröte“. Diese sei in Umfragen bereits die „drittstärkste politische Kraft in Griechenland, Tendenz wachsend“.
Samaras wies darauf hin, dass seine Landsleute in den letzten fünf Jahre ein Drittel ihres Lebensstandards eingebüßt hätten. Griechenland sei an den Grenzen dessen, „was wir unserer Bevölkerung zumuten können“. Die Arbeitslosigkeit hat mit 24,4 Prozent tatsächlich bereits eine ähnliche Größenordnung wie jene der letzten Jahre der Weimarer Republik (30 Prozent) erreicht.
Samaras lobte allerdings auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie habe den „richtigen Ton gefunden, als sie jüngst sagte, dass ihr das Herz blute“, wenn sie das Schicksal der von Armut Betroffenen sehe. Deshalb sei auch sehr wichtig, dass Merkel das Land besuche.
Merkel reist nach Athen
Die Bundeskanzlerin wird am Dienstag nach Athen reisen. Es ist ihr erster Besuch während der Krise. „Wir wollen Griechenland helfen, sich in der Eurozone zu stabilisieren“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2012)