"Athen wird in nicht einnehmbare Burg verwandelt"

Athen wird nicht einnehmbare
Athen wird nicht einnehmbare(c) Reuters (Yannis Behrakis)
  • Drucken

Am Dienstag wird die deutsche Kanzlerin Merkel das krisengeschüttelte Griechenland besuchen. Die Hoffnungen und Befürchtungen sind groß.

Mit gemischten Gefühlen blickt die griechische Presse auf Angela Merkels Besuch in Athen. Fast alle meinen, das Kommen der deutschen Kanzlerin sei historisch. Griechenlands Zukunft stehe auf dem Spiel. Die Erwartungen der griechischen Presse an den Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind groß. Sorgen machen jedoch die erwarteten Ausschreitungen, die das Klima erneut belasten würden.

"Wird Merkel zwinkern?" lautete die Schlagzeile der Athener Zeitung der politischen Mitte "Ta Nea" am Montag. Der Besuch der Kanzlerin sei ein Meilenstein. Danach werde man wohl wissen, ob Griechenland neuen Schub mit mehr Zeit und Finanzunterstützung bekomme oder in der Sackgasse bleibe, meinte das Blatt. Bereits am Samstag hatte "Ta Nea" eine Karikatur der Kanzlerin veröffentlicht, die einen Helm trägt sowie in der einen Hand eine Gasmaske gegen Tränen - und Reizgas wegen der erwarteten Demonstrationen.

Schon am Vorabend haben Tausende Griechen in Athen gegen den Sparkurs und den Besuch von Merkel protestiert. Einzelne Demonstranten trugen Plakate mit beleidigenden und diffamierenden Aufschriften. "Raus aus unserem Land, du Schlampe", hieß es auf einem Plakat. "Tochter Hitlers, raus aus Griechenland und kein Viertes Reich", stand auf einem anderen.

Linke Demonstranten trugen ein großes Transparent mit der deutschen Fahne und einem abgeänderten Vers von Berthold Brecht: "Angela weine nicht. Da ist nichts im Schrank, was zu holen wäre."

"Gänsehaut, wenn sie an Merkel denken"

Das rechte Boulevardblatt "Dimokratia" meint: "Athen wird mit 7000 Polizisten im Zentrum zu einer nicht einnehmbaren Burg verwandelt - Überall Absperrungen wegen Merkel." Die Boulevardzeitung "Ethnos" titelt: "Alarm für Merkel". Athen mache sich Sorgen, die Demonstrationen könnten von Randaliererern genutzt werden, um die Hauptstadt ins Chaos zu stürzen.



Dagegen ruft das Parteiblatt der linken Oppositionspartei Syriza, "Avgi", auf seiner Internetseite alle zur Demonstrationen gegen das vom Ausland diktierte Sparprogramm auf. Und "Avgi" kündigt dabei gleich das Ende der Regierung an. "Merkel kommt, die Regierung geht." Merkel müsse mit einer Demonstration vor dem Parlament empfangen werden. Einige bekämen "Gänsehaut, wenn sie an Merkel denken".

Ein kritischer Tag für Griechenland

Die konservative "Estia" bezeichnet den Dienstag als kritischen Tag für die Zukunft des Landes. "Allein, dass sie (Merkel) kommt, kann schlagartig das (finanzpolitische) Klima in Griechenland verändern", meint das Blatt. Es gebe jedoch Kreise, die dies nicht wollten. Sollte es zu schweren Ausschreitungen kommen, könnten die Partner denken: "Griechenland ist nicht mehr zu retten."

"Optimismus angesichts des Besuches", lautete der Tenor in der Athener "Adesmeftos". "Athen igelt sich ein - 7000 Polizisten im Einsatz" fügt das konservative Blatt hinzu. Die Internetseite der konservativen "Kathimerini" hatte schon Sonntag geschrieben, Merkel bringe einen "Pass für die Stabilisierung Griechenlands mit".

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.