Zum Jubiläum spekuliert Uganda auf den Ölboom

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Uganda ist seit 50 Jahre unabhängig. Die Wirtschaft wächst, das Land gilt als stabil, nun wurde auch noch Erdöl entdeckt. Doch die Erfolgsgeschichte hat Schattenseiten: Präsident Museveni regiert zunehmend selbstherrlich.

Nairobi/Kampala. An einem kühlen Dienstag im Juni 1985 saß Yoweri Museveni in einem Wirtshaus in Unterolberndorf, Niederösterreich. Rund eine Woche verbrachten er und weitere Mitglieder der „National Resistance Army“ im „Grünen Jäger“. Sie planten ein neues, ein freies Uganda. Nicht nur unabhängig vom britischen Königreich, sondern auch frei von gewalttätigen Diktatoren.

Vor genau 50 Jahren wurde auf dem Kololo Airstrip in der Hauptstadt Kampala der Union Jack eingeholt und die schwarz-gelb-rote ugandische Flagge gehisst, um nach 86 Jahren das Ende des britischen Protektorats einzuläuten. Heute führt Museveni auf ebendiesem Platz als Staatsoberhaupt durch die Jubiläumsfeiern.

Zwischen dem Fahnentausch und den Festlichkeiten von heute liegen viele Jahre von Gewalt und Diktatur. Idi Amins Schreckensherrschaft in den 1970er-Jahren ist für den Mord an 300.000 Menschen verantwortlich. Menschenrechtsverletzungen, Bürger- und Guerillakriege unter Milton Obote forderten in nur fünf Jahren mindestens weitere 100.000 Leben.

Heute gilt Uganda als relativ stabil. Ebenso stabil wächst die Wirtschaft, heuer mit etwa sieben Prozent. Seit der Unabhängigkeit ist das Pro-Kopf-Einkommen von knapp 50 Euro auf rund 1000 gestiegen. Den Aufschwung verdankt Uganda nicht zuletzt der Ostafrikanischen Gemeinschaft EAC. Seit 2005 gibt es einen gemeinsamen Außenzoll, was für Binnenstaaten wie Uganda eine wichtige Voraussetzung für Wachstum ist. Gab es Ende der 1980-er nur rund 50.000 Autos, so sind es heute 13-mal so viele, auf rund 3300 Kilometer Asphaltstraßen, das ist viermal so viel wie vor 50 Jahren. Uganda mauserte sich zum Vorzeigeschüler im Kampf gegen HIV/Aids und übernahm im Rahmen internationaler Truppeneinsätze eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Region.

Doch geht es Uganda wirklich gut? „Sicherlich nicht“, meint Karl Semlitsch, Präsident der Österreichisch-Ugandischen Freundschaftsgesellschaft. Er sieht zwar die Ära Museveni grundsätzlich positiv, äußert aber große Bedenken: Um die Infrastruktur stehe es schlecht, Landgrabbing sei ein Problem, dass Frauen durchschnittlich 3,6 Kinder bekommen sowieso. Laut nationalem Entwicklungsplan wären rund zehn Mrd. Euro nötig, um in den kommenden Jahren eine Infrastruktur zu schaffen, die dem Land den erhofften Sprung zum Schwellenland erlauben würde.

Wer profitiert von Ölgeldern?

Mittlerweile wächst die Zahl der HIV-Infektionen wieder, steigende Lebensmittel- und Benzinpreise treffen vor allem die Kleinhändler hart. Minister fliegen zur medizinischen Behandlung ins Ausland, für die Bürger ist die Versorgung mangelhaft. Kürzlich entdeckte Ölreserven haben zwar das Interesse internationaler Investoren geweckt. Ob die Einnahmen aber der Bevölkerung zugutekommen, muss man noch sehen.

Wie in vielen Ländern der Region gibt es ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Während in Kampala der Rückhalt für Museveni bröckelt, zweifelt in manchen ländlichen Provinzen kaum jemand an den Qualitäten des einstigen Befreiers.

„Das Problem Afrikas im Allgemeinen und Ugandas im Besonderen sind die Führer, die zu lange an ihrer Macht festhalten“, analysierte Museveni in seinem Buch „What is Africa's problem?“ 1986 – in dem Jahr, in dem er die Macht ergriff. Heute scheint der zunehmend selbstherrlich regierende Präsident das Problem nicht mehr zu sehen.

Nicht nur zum Ärger zahlreicher Kritiker, auch zur Verwunderung alter Bekannter: „Ich habe kürzlich Erwin Pröll getroffen,“ erzählt Semlitsch. Der habe überrascht gemeint: „Ja, ist der Museveni immer noch im Amt?“ Semlitsch lacht. „Der Pröll ja auch! Oder Häupl.“ Wie der nächste Machtwechsel verläuft, wird entscheidend sein für den Weg Ugandas.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2012)

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