Red Bull & Co.: Die Profiteure des Stratos-Sprungs

Profiteure StratosSprung
Profiteure StratosSprung(c) EPA (JORGE MITTER)
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Die riskante PR-Strategie von Red Bull geht weiter auf. Der Markenwert dürfte erheblich steigen. Aber auch andere Firmen naschen wohl am Erfolg mit.

Bereits das Geschäftsjahr 2011 war für den Energydrink-Hersteller Red Bull ein äußerst erfolgreiches. Das Unternehmen machte um fast 40 Prozent mehr Gewinn als im Vorjahr und verdiente 311,2 Millionen Euro, wie "DiePresse.com" vor kurzem berichtete. Rund um den Globus wurden 4,63 Milliarden Dosen des Energygetränks verkauft - das entspricht 12,7 Millionen Dosen pro Tag. Und nach dem geglückten Stratos-Sprung von Felix Baumgartner aus 39 Kilometern Höhe dürfte auch 2012 ein ausgesprochenes Erfolgsjahr werden. Der Werbewert des Unternehmens dürfte noch einmal gewaltig gestiegen sein.

Unbezahlbarer Langzeiteffekt

"Von der Kosten-Nutzen-Rechnung ist das Projekt Stratos eines der besten Dinge, die es jemals im Bereich Sponsoring gegeben hat", sagt laut "Wirtschaftsblatt" auch Edwin Weindorfer vom Fachverband für Sponsoring und Sonderwerbeformen. Und das, obwohl die Projektkosten bei 50 Millionen Euro lagen. Der Werbewert der Aktion dürfte allerdings in die Milliarden gehen. Genaue Zahlen soll es der Zeitung zufolge bis spätestens Anfang Dezember geben.

Das Marktforschungsinstitut Focus hat errechnet, dass Red Bull, für die sechseinhalb Stunden Übertragungszeit am Sonntag auf ORF 1, wenn es den Werbeplatz gebucht hätte, rund 4,3 Millionen Euro zahlen hätte müssen. Doch nicht nur der ORF berichtete (die Berichterstattung vom Dienstag nicht zu vergessen) ausführlich, allein die "Kronen Zeitung" widmete am Montag dem Sprung sechs Seiten. Unbezahlbar scheint laut "Wirtschaftsblatt" aber vor allem der Langzeiteffekt zu sein. "Jetzt beginnt erst die Nachberichterstattung, die in Wahrheit über Jahre gehen wird", sagt demnach Marcel Grell von Focus. Ähnlich urteilt laut "Badischer Zeitung" auch der Werbeexperte Christoph Bösenkopf: "Der (Baumgartner, Anm.) ist eine fliegende Red-Bull-Dose".

PR-Strategie nicht ohne Risiko

Dabei fährt Red Bull eine durchaus riskante PR-Strategie, die sich das Unternehmen jedes Jahr rund ein Drittel seines Umsatzes - Red Bull gibt damit mehr als für die Herstellung seines Energydrinks selbst aus - kosten lässt. Denn ohne Risiko war der Stratos-Sprung nicht nur für Baumgartner selbst, sondern auch für das Unternehmen. Ein Unfall hätte einen massiven Imageverlust bedeuten können. "Trotz aller Risiken geht die lebensgefährliche PR-Strategie weiterhin auf", schrieb dazu kürzlich auch "Focus Online".

Tatsächlich hat eine Werbeaktion von Red Bull schon einmal tödlich geendet. 2009 starb der bekannte Schweizer Basejumper Ueli Gegenschatz bei einem Sprung vom Sunrise Tower in Zürich. Am Marketingkonzept änderte das freilich nichts.

Auch Outdoor-Spezialist Northland profitiert

Aber nicht nur Red Bull hat von dem spektakulären Sprung aus der Stratosphäre profitiert. Die TV-Stationen fuhren weltweit Rekordquoten ein. Auch der Grazer Outdoor-Spezialist Northland war in den vergangenen Tagen mehr als präsent. "Das Gesicht von Felix Baumgartner kennt jetzt jeder. Natürlich bringt das etwas für uns als Marke", zitiert das "Wirtschaftsblatt" Northland-Marketingleiterin Claudia Pichler.

Northland könnte damit auch endlich am Heimatmarkt Österreich stärker punkten. Denn laut "Zeit Online" ist die Marke zwar in China längst eine Macht, hierzulande aber kaum bekannt. 36 Northland-Niederlassungen gibt es mittlerweile weltweit. Das liegt teilweise aber auch an einer Abneigung gegenüber der Marketingbranche, wie Arno Pichler, Chef des Outdoor-Ausrüsters, zugibt: "Marketingmenschen waren für mich immer Warmlufterzeuger. Da schalte ich lieber die Heizung höher." Mit Baumgartners durchschlagendem Erfolg könnte sich diese Einstellung wohl geändert haben.

Riedel prominent auf der Kapsel

Und ein weiterer Name ging um die Welt: Wer den Aufstieg der Kapsel verfolgte, sah auch stundenlang den Schriftzug der Firma "Riedel". Dieser hat aber nichts mit dem österreichischen Traditions-Glaserzeuger Riedel zu tun. Vielmehr war die deutsche Riedel Communications für die gesamte Kommunikation am Boden sowie zwischen der Bodenstation und der Kapsel verantwortlich.

(phu)

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