Inflation: Die Teuerung klettert auf 2,7 Prozent

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Die Preise für die Dinge des täglichen Bedarfs, wie Kaffee, Gemüse und Benzin, steigen weiterhin stark. Deflation herrscht nur bei Obst, Flugreisen und Gipskartonplatten.

Wien/Jil. In Österreich herrscht Deflation – allerdings nur für Menschen, die Bedarf an größeren Mengen Gipskartonplatten haben. Die Preise für Gipskartonplatten fielen nämlich laut den offiziellen Daten der Statistik Austria im September gegenüber dem Vorjahr um ganze 16,2 Prozent. Ansonsten sind die neuesten Inflationszahlen eher ernüchternd. Trotz mäßiger Konjunktur hat die Teuerung in Österreich im September wieder merklich angezogen, die Inflationsrate kletterte auf 2,7 Prozent – sie liegt damit so hoch wie seit acht Monaten nicht.

Fast alles wird teurer

Der (besser vergleichbare) harmonisierte Verbraucherpreisindex stieg um 2,8 Prozent. Hier liegt Österreich knapp über dem EU-Schnitt von 2,7 Prozent. Gegenüber August stiegen die Preise durchschnittlich um 0,9 Prozent. Außer Gipskartonplatten wurden auch Flugpauschalreisen billiger. Ansonsten gilt die Regel: Fast alles wird teurer.

Besonders stark steigen weiterhin die Preise für Lebensmittel und Energie. Das Preisniveau des „Mikrowarenkorbes“, der vor allem Nahrungsmittel enthält und den täglichen Einkauf abbilden soll, stieg von September 2011 bis September 2012 um 3,1 Prozent.

Das Niveau des „Miniwarenkorbes“, der neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg um 4,3Prozent. Bei den Nahrungsmitteln besonders auffällig sind starke Preissteigerungen im Jahresvergleich bei Gemüse (plus 10,2 Prozent) und Fleisch (plus 6,3 Prozent). Die Kaffeepreise stiegen um 7,6 Prozent, jene für Brot und Getreide um 3,3 Prozent. Gemüse wurde hingegen um 4,5 Prozent billiger.

Dass ausgerechnet die Preise für Nahrung und Energie so stark steigen, erhöht die unangenehme Wirkung der Inflation für Herrn und Frau Österreicher. Sie werden „kalt enteignet“. Mit welcher Geschwindigkeit lässt sich auch an den Preissteigerungen im Energiesektor ablesen. So verteuerte sich Dieseltreibstoff binnen eines Jahres um 8,7, Superbenzin um zehn und Heizöl um 11,6 Prozent. Die Wohnungsmieten stiegen um „nur“ 3,6Prozent. Kleidung wurde um 2,8Prozent teurer, Schuhe um 5,4Prozent.

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Kaum Inflation in Griechenland

Die Inflation entwickelt sich in den verschiedenen europäischen Ländern sehr unterschiedlich. Die niedrigsten jährlichen Raten wurden in Griechenland (0,3 Prozent), Schweden (1,0 Prozent) und Lettland (1,9 Prozent) gemessen. Die höchste Inflation verzeichnete Ungarn mit 6,4 Prozent vor Rumänien (5,4 Prozent) und Estland (4,1 Prozent). Auch die USA meldeten am Dienstag neue Inflationszahlen. Die offizielle US-Teuerung lag im September bei zwei Prozent. Besonders im Preis gestiegen ist auch dort Benzin: plus sieben Prozent.

Während in vielen Berichten steigende Preise als Ursache der Inflation angegeben werden, sind diese vielmehr das Ergebnis. Inflation misst die Ausweitung der Geldmenge, Teuerung ist eine (mögliche) Folge. Seit der Finanzkrise haben die Zentralbanken billiges, frisches Geld in historisch einzigartigem Ausmaß in die Märkte gepumpt, um die hoch verschuldeten Staaten solvent zu halten. Dass die Inflationsraten jetzt schon steigen, obwohl die Wirtschaft sich noch nicht erholt hat, kann ein Hinweis auf „zu viel“ Liquidität im System sein. Das „ideale“ Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegt bei knapp zweiProzent.

Schutz vor Inflation Seite 22

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2012)

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