Der Wind und nicht ein Manöver des Kapitäns habe in der Unglücksnacht eine noch größere Katastrophe verhindert. Die Beweisaufnahme könnte nun doch länger dauern.
Die Staatsanwalt der toskanischen Stadt Grosseto belastet den Kapitän der am 13. Jänner havarierten "Costa Concordia", Francesco Schettino. Die Ermittler dementierten bei einem Beweissicherungstermin am Mittwoch die Aussagen Schettinos, wonach er mit seinem Verhalten in der Nacht des Unglücks den Schaden begrenzt habe.
Staatsanwalt Francesco Verusio erklärte, dass der Wind und nicht ein Manöver des Kapitäns das Schiff in der Unglücksnacht nahe der Küste der toskanischen Insel Giglio getrieben habe, was eine noch größere Katastrophe verhinderte. Wäre der Luxusliner auf See gekentert, wäre die Zahl der Todesopfer noch viel höher gewesen, so der Staatsanwalt.
15 Jahre Haft pro Todesopfer drohen
Schettino nahm am Mittwoch zum dritten Tag infolge an der Beweisaufnahme zur Havarie des italienischen Kreuzfahrtschiffes teil. Der 52-Jährige, dem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung 15 Jahre Haft pro Todesopfer drohen, will sich an dem gesamten Verfahren beteiligen. Dieses könnte sich eine weitere Woche dauern, sagte Verusio. Mit der mehrtägigen Anhörung wird der Prozess zu dem Unglück mit 32 Todesopfern vorbereitet. Er soll voraussichtlich im nächsten Jahr beginnen.
Laut den Experten soll Schettino in der Nacht des Unglücks am 13. Jänner nach "knapp drei Minuten" gewusst haben, dass der Zugang zum Maschinenraum blockiert war. Er hätte die Besatzung darüber informieren müssen, dass das Schiff manövrierunfähig war, bemängelten die Fachleute. Eine der zentralen Fragen der Voranhörung ist, warum die Rettungsmaßnahmen erst eine Stunde nach der verheerenden Kollision des Schiffes mit einem Felsen eingeleitet wurden.
Neben Schettino droht sechs weiteren Crew-Mitgliedern und drei Managern der Reederei Costa Crociere eine Anklage. Zu ihnen zählt auch der österreichische Vizepräsident der Costa Crociere, der nicht vor Gericht erschien.
Bergung im Gange
Inzwischen schritt die Bergung der Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio voran. 30 Meter lange Pfähle werden zurzeit im Meeresboden verankert. Sie sollen die große Unterwasser-Plattform tragen, die das Wrack stützen soll, nachdem es wieder in eine senkrechte Position gebracht worden ist.
Bei der Havarie des 290 Meter langen Kreuzfahrtschiffes kamen 30 Menschen ums Leben. Zwei gelten immer noch als vermisst. Die Costa Concordia war zu nahe an die Insel herangefahren, hatte einen Felsen gestreift und war mit mehr als 4.200 Personen an Bord, darunter 77 Österreicher, gekentert.
(APA)