Waldviertler-Hersteller legt sich mit FMA an

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GEA-Chef Heinrich Staudinger soll gegen das Gesetz verstoßen haben, weil er seit über zehn Jahren sein Unternehmen mit privaten Krediten finanziert. Für dieses Recht will er jetzt vor Gericht kämpfen.

„Die Banken wollten mich ruinieren, obwohl ich erfolgreich war. Jetzt behandelt mich die Republik wie einen Verbrecher“. Eine starke Ansage, die GEA-Chef Heinrich Staudinger, bekannt für die „Waldviertler“-Schuhe, auf seine Firmenhomepage gestellt hat. Staudingers Unternehmen steht seit einiger Zeit im Visier der Finanzmarktaufsicht. Die FMA hat ein Ermittlungsverfahren gegen Staudinger eingeleitet. Der Grund: Er soll gegen das Bankenwesengesetz verstoßen haben.

Nachdem Staudingers Bank ihm vor 13 Jahren „ohne Begründung“ den Kreditrahmen drastisch heruntergeschraubt hatte, obwohl sein Unternehmen Gewinn machte, fasste er den Entschluss, „bankenunabhängig“ zu werden und gründete einen Sparverein. Dieser funktioniert so: Kunden oder Freunde des Unternehmens leihen Staudinger Geld. Dieser investiert das Geld in sein Unternehmen, z. B. in eine Fotovoltaikanlage, und zahlt das Geld verzinst zurück.

Das sei illegal, sagt die FMA. „Jedes Kredit- und Einlagengeschäft verlangt, wenn es gewerbsmäßig betrieben wird, eine Bankenkonzession“, erläutert FMA-Sprecher Klaus Grubelnik. Zum laufenden Verfahren will er sich nicht äußern. Nur so viel: Staudinger drohe eine Verwaltungsstrafe von bis zu 100.000 Euro.

Verträge mit Handschlagqualität

„Die FMA hat mir eine Frist bis zum 1. Oktober gegeben. Bis dahin hätte ich den Anlegern ihr Geld zurückzahlen sollen“, sagt Staudinger. „Das habe ich nicht getan. Ich bin sofort bereit, das Geld zurückzuzahlen, wenn einer der Anleger das selbst wünscht. Aber von der FMA lasse ich mir das nicht vorschreiben.“ Die FMA habe mittlerweile vorgeschlagen, die Rückzahlungsfrist zu verlängern. Aber Staudinger will nicht klein beigeben: „Ich will die Rehabilitation eines Modells, das ohne Banken funktioniert. Es geht um das Recht auf einfache Verträge mit Handschlagqualität.“

Mit den verschärften Eigenkapitalvorschriften von Basel II seien die Auflagen der Banken für Unternehmenskredite extrem verschärft worden. Der Umstand, dass der Standort von GEA im Waldviertel liege, schmälere den Marktwert der Firmengebäude: „Der Substanzwert wird nicht berücksichtigt. Wenn das Unternehmen in Wien angesiedelt wäre, dann wäre es kreditwürdig.“ Die Auflagen der Banken würden in ohnedies schon schwachen Regionen krisenverstärkend wirken. „Die Unternehmer werden dafür bestraft, wenn sie sich in Regionen ansiedeln, die es am nötigsten brauchen.“ GEA hat in Schrems im Waldviertel 100 neue Arbeitsplätze geschaffen und verkauft pro Jahr 130.000 Paar Waldviertler-Schuhe.

Welle der Solidarität

Eine Bankenkonzession kommt für Staudinger nicht infrage. Er wolle sich nicht unter das „Joch der Auflagen“ begeben. Schon seit Längerem prüft GEA die Möglichkeit, sich genossenschaftlich zu organisieren. Das wäre eine legale, bankenlose Alternative zur derzeitigen rechtlich strittigen Finanzierung des Unternehmens. Trotzdem will sich Staudinger „das jetzige Kreditmodell offenhalten“. Er strebe eine Gesetzesänderung an.

Staudingers Clinch mit der FMA hat offenbar einen Nerv getroffen: Mittlerweile wollen so viele Leute das Unternehmen GEA finanziell unterstützen, dass es eine Warteliste gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2012)

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