Nach dem Begräbnis des ermordeten libanesischen Geheimdienstchefs al-Hassan kam es zu heftigen Gefechten. TV-Sender berichten vom Einsatz von Artillerie und schweren Waffen.
Nach der Trauerfeier für den bei einem Anschlag ermordeten libanesischen Geheimdienstchef Wissam al-Hassan ist es am späten Sonntagabend in der Hauptstadt Beirut zu Feuergefechten gekommen. Dies berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera. In der nördlichen Hafenstadt Tripoli lieferten sich Unterstützer und Gegner des syrischen Regimes von Präsident Bashar al-Assad Schusswechsel. Eine Frau sei von einem Heckenschützen getötet worden, so die Korrespondentin des Senders aus Tripoli.
Bei der offiziellen libanesischen Nachrichtenagentur ANI hieß es am späten Sonntagabend, ein Mädchen sei ums Leben gekommen. Bei heftigen Kämpfen seien Artillerie und schwere Waffen eingesetzt worden.
Nach dem Bombenanschlag auf den Syrien-kritischen Chef des Polizeigeheimdienstes wächst im Land die Sorge vor einem neuen Bürgerkrieg. Der multireligiöse Libanon ist tief zerstritten zwischen Anhängern und Gegnern von Assad. Viele Libanesen sehen die syrische Führung als Drahtzieher des Anschlags auf den Brigadegeneral Hassan.
Begräbnis am "Tag des Zorns"
Die mit den Flaggen des Zedernstaates umhüllten Särge mit den Leichen von Geheimdienstchef Hassan und seinem bei dem Anschlag ebenfalls umgekommenen Leibwächter wurden am Sonntag durch die Straßen von Beirut getragen. An der Trauerfeier nahmen auch der libanesische Präsident Michel Sleimane und Regierungschef Najib Mikati teil. Die Frau und die Kinder Hassans waren aus Frankreich angereist.
Das Grab des Geheimdienstchefs wird neben dem von Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri sein, der 2005 ebenfalls bei einem Anschlag getötet worden war. Hassan hatte Hariri als Sicherheitschef gedient. Wie bei Hassan wurde auch bei Hariri über eine Beteiligung Syriens an dem Attentat spekuliert. Beweise dafür gab es bisher jedoch nicht.
Am Rande der offiziellen Trauerfeier versammelten sich tausende Demonstranten zum "Tag des Zorns" am zentralen Märtyrer-Platz. Dabei kam es zu heftigen Ausschreitungen mit Anhängern der anti-syrischen Zukunftsbewegung. Die Polizei setzte Tränengas ein, als nach Angaben von Augenzeugen hunderte Demonstranten versuchten, den nahe gelegenen Regierungssitz zu stürmen. Dabei gab es mehrere Verletzte. Die Armee rückte an, um das Regierungsgebäude abzusichern, Schüsse waren zu hören.

(APA/dpa/AFP)