ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner will mehr Information im Vorabend - und streicht Dominic Heinzls Society-Format. Sein Vertrag wird nicht verlängert. Gerüchte darüber gab es schon lange.
Sidos Schlag ging Freitagabend nach der Show „Die große Chance" mitten ins Gesicht von Dominic Heinzl. Jener von Kathrin Zechner traf den Society-Reporter vermutlich eher im Bereich der Magengrube (Journalisten und Kameras waren keine dabei): Die ORF-Programmdirektorin hat den Society-Reporter bereits im September darüber informiert, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Fazit: Heinzls Vorabendsendung „Chili" fliegt mit Ende des Jahres aus dem ORF-Programm. Gerüchte darüber gab es schon lange - zuletzt, als bei der Programmpräsentation auffiel, dass weder Heinzl noch „Chili" in der opulenten Vorschau Erwähnung fand. Heinzls Wechsel vom privaten ATV zum ORF im Jänner 2010 bescherte ihm kein Quotenglück (im Jahresschnitt 2011 sahen laut ORF 140.000 Zuschauer der Zielgruppe 12+ die Sendung, inklusive Samstagausgabe). Es gab Kritik an den Kosten: Heinzl bekam ein Studio um 1,3 Mio. Euro, das Jahresbudget für die Produktion von „Chili" und Sondersendungen (z. B. zum Opernball oder zum Songcontest) wird mit 1,8 Mio. Euro beziffert.
Nun will Zechner den Vorabend von ORF eins neu aufstellen, um den Informationsanteil vor der „ZiB 20" zu erhöhen. Es gehe um „junge, zielgruppenaffine Information" für den Vorabend, heißt es im ORF - sie soll u. a. aus den Landesstudios kommen und auch Society-Elemente enthalten. Aber weniger und nicht in Form von „Chili".
Noch ist Heinzl im ORF im Gegensatz zu seinem Widerpart Sido nicht ganz k. o. Er hat zwei Piloten für Infotainment-Formate eingereicht. Die Entscheidung, wie der Vorabend auf ORF eins aussehen soll, dürfte in den kommenden Wochen fallen. Auch die Frage, ob es Heinzls Sondersendungen weiter geben wird, ist noch zu klären.
Polizei ermittelt gegen Sido
Gegen den Rapper und „Große Chance"-Juror Sido laufen seit Montag polizeiliche Ermittlungen: Es stehen der Verdacht auf Körperverletzung und auf Suchtmittelmissbrauch im Raum. Sido hatte Heinzl nach der Sendung am Freitag so geschlagen, dass dieser zu Boden fiel - Heinzl hat zwar auf eine Anzeige verzichtet, der Gewaltakt wird aber als „Offizialdelikt" untersucht. Außerdem will die Polizei Behauptungen nachgehen, Sido habe im Vorfeld Drogen konsumiert.
Unterdessen sucht der ORF nach einem Nachfolger. Am Montag kam ein überraschendes Angebot: Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe-Nachod bot sich an, weil „der Hochadel ohnedies im öffentlich-rechtlichen TV fehlt, denn man macht mit uns Quote und Geld". Ob das der ORF auch so sieht, war zunächst nicht zu eruieren - dafür wurde hinter vorgehaltener Hand darüber nachgedacht, man könne die Sendung notfalls ja auch ohne Sido-Ersatz machen. Dann würde der „Großen Chance" allerdings Wichtiges fehlen: ein böser Bube in der Jury, der für Publicity und Diskussionsstoff sorgt. Eine Aufgabe, die Sido zuletzt übererfüllt hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2012)